Seit die EU-Cookie-Verordnung da ist, bangen Werbetreibende um ihre personalisierte Werbung. Ich und mein Online-Marketing-Team bei exali hatten da letztes Jahr auch so unsere Bedenken, wie groß die Auswirkungen sein werden. Denn seit User dem Tracking explizit zustimmen müssen, brechen die verfolgbaren Userzahlen der Websites nicht nur bei uns spürbar ein – Cookie Consent Optimierung hin oder her…. Sich einfach nicht dran halten ist natürlich keine Alternative, denn es drohen Abmahnungen und DSGVO-Bußgelder. Vielleicht gibt’s aber bald gute Nachrichten von Google: Brauchen wir bald keine Cookies mehr und können trotzdem gezielte Werbung schalten?
Google: Freund des Datenschutzes?
Personalisierte Werbung ohne Tracking? Geht der Datenkrake und Anbieter des Analysetools Analytics jetzt unter die Datenschützer? Schon 2019 hat Google auf seinem Blog bekannt gegeben, nicht mehr auf Third-Party-Cookies zu setzen, um die Privatsphäre seiner Nutzer:innen besser zu schützen. Da Google allerdings selbst einer der größten Werbetreibenden im Netz ist, gelingt das nicht ohne eine Alternativlösung für personalisiertes Advertising. Deswegen braut sich in Googles Ideenschmiede schon seit einiger Zeit etwas zusammen.
Floc API von Google: Wie es funktioniert
Namentlich geht es um das Projekt Floc (Federated Learning of Cohort). Dieses sammelt Daten und Interessensschwerpunkte von Webseiten, die über den Browser Google Chrome besucht werden, statt Daten über die User, die diese besuchen. Der Fokus von Floc liegt darauf, Kohorten zu bilden, also Interessensgruppen von Usern, die dann Werbetreibenden als Zielgruppen zur Verfügung stehen. So erreicht die Werbung die Leute, die sich vor kurzer Zeit für ähnliche Produkte und Themen interessiert haben. Die Daten lassen jedoch keinen Rückschluss auf einzelne User oder deren Surfverhalten zu. Mit Floc ist es deshalb nicht möglich, sich gezielt an die Besucher:innen der eigenen Seite zu richten.
Google Floc API: Mehr Transparenz für User
Geplant ist außerdem, dass sich Nutzer:innen über eine „Warum sehe ich diese Anzeige?“-Funktion informieren können, warum eine spezifische Anzeige an sie ausgeliefert wird. Die Chrome-Erweiterung „Ads Transparency Spotlight“ soll zudem mehr Informationen über den Werbetreibenden liefern.
Mozilla forschte 2015 an einem ähnlichen Projekt
Neu ist die Idee, anhand des Browserverlaufs Kohorten zu bilden und damit Zielgruppen zu ermitteln, übrigens nicht. Mozilla Firefox hat sich schon 2015 daran versucht, das Projekt allerdings einige Monate später wieder verworfen. Gründe dafür hat das Unternehmen nicht geliefert. Dass Google allerdings daran festhält, lässt vermuten, dass deren Datenbasis einfach größer ist und somit die Analyse effektiver wird.
Usertracking ist nicht alles
Ab März soll das System zumindest teilweise in die Live-Umgebung überführt werden. Wenn du aufgrund von fehlenden Nutzerdaten Phantomschmerzen hast, sei getröstet: Dass du deine Nutzer:innen nicht mehr sehen kannst, heißt nicht, dass sie nicht da sind. Investiere frei gewordene Ressourcen in die Qualität deiner Werbung und Inhalte, statt das Budget im Wettbewerb an wenige, trackbare User zu verschwenden. Das zahlt sich auf lange Sicht aus.
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