Knapp der Hälfte aller Vermögensschäden können auf Rechtsverletzungen (wie Urheberechtsverletzungen) zurückgeführt werden. Das hat eine Studie meines Versicherungsportals exali ergeben, in der wir Schadenfälle aus dem IT- und Media-Bereich genau unter die (statistische) Lupe genommen haben. Und obwohl das Thema Urheberrecht vermehrt in die Diskussion gerückt ist, macht die hohe Zahl der Schadenfälle deutlich, dass nach wie vor (Auf-) Klärungs- & Informationsbedarf besteht. So bin ich über den Film „Good Copy Bad Copy“ gestolpert, der das Urheberrecht als globale Herausforderung, als Problem und als Chance zeigt.
Auf besondere Weise greift das dänische Filmemacherkollektiv Rosforth in seiner bildgewaltigen Doku „Good Copy Bad Copy“ den Widerstreit um das Urheberrecht auf. 60 Minuten lang kommen alle Seiten zu Wort: Urheber wie Rechtsverletzer, Nutzer wie „Ausgenutzte“. Mein Fundstück der Woche.
Ob tauschen oder sampeln: Urheberrecht bleibt ein Recht
Der Blick der Filmemacher auf die globale Herausforderung „Urheberrecht“ beginnt beim Künstler Danger Mouse – wo er eindrücklich zeigt, wo das Urheberrecht seine Grenzen hat.
Der Musiker hatte 2004 das (künstlerisch) Unmögliche möglich gemacht und das „The White Album“ der Beatles mit „The Black Album“ von Jay-Z „ver-sampelt“. Resultat war das rechtlich stark umstrittene „The Grey Album“, das polarisierte – und genau deshalb weltweit bekannt und auch erst recht downgeloaded wurde.
Eines vieler Paradoxa im Zusammenhang mit dem Urheberrecht, eines vieler in Good Copy Bad Copy aufgegriffenen Beispiele: Um jede Seite der Medaille zu beleuchten mixen die Filmproduzenten Meinungen von Musikern, Professoren, Musikmanagern, Schwarzmarkthändlern, Gesetzesvertretern und vielen mehr.
„The Pirate Bay“: Urheberrecht ist nicht unantastbar
Wohltäter oder Verbrecher?! In ihrer Doku lassen die Filmemacher auch jene zu Wort kommen, die aus den Augen der Vertreter des Urheberrechts klar gegen das Gesetz verstoßen – ganz zur „Freude“ etlicher dankbarer User. Dabei verzichtet der Film darauf, die eine oder andere Seite anzuprangern.
So äußern sich auch Formationen wie „The Pirate Bay“ – die Musik, Filme und Bilder als Gemeingut ansehen, dass durch Filesharing-Portale jedem Individuum zugänglich gemacht werden sollte.
Good Copy Bad Copy: Lösungen, wie es auch anders geht
Doch der Film greift nicht nur die Problematik in ihrer Gesamtheit auf – sondern auch ganz konkrete Lösungen: Interessante Ansätze kommen etwa aus Nigeria oder Brasilien. Nigeria ist die Nummer eins, wenn es um die Anzahl der produzierten Spielfilme pro Jahr geht: Um die 1.200 Filme werden pro Jahr verfilmt und dem User auf direktem Wege auf DVD zugänglich gemacht.
So einfach lässt sich das Geschäft mit teuren Lizenzen umgehen – ganz ohne große Copyright-Fragen. Denn: Dem Normalverbraucher lohnt es nicht mehr, Raubkopien zu erstehen, da der Originalfilm nicht viel teurer ist. Ein „Geschäftsmodell“ im Zusammenhang mit dem Urheberechtsstreit, das mir persönlich noch nicht bekannt war.
Good Copy Bad Copy: Virale Verbreitung durch Creative-Commons-Lizenz
Beeindruckend: Bis heute wirft der Dokumentarfilm des dänische Filmmacherkollektivs »rosforth« um Andreas Johnsen, Ralf Christensen und Henrik Moltke keine Gewinne ab – zielt aber auch gar nicht darauf ab.
A la Wink mit dem Zaunpfahl wurde das Werk zunächst nur auf einer Filesharing-Plattform (BitTorrent) zum Download angeboten. Und damit genau eines solchen BitTorrent-Verzeichnisses zum Tauschen von Musik und Filmen, weshalb „The Pirate Bay“ der Prozess gemacht wurde. Es lässt erahnen, auf welcher „Seite“ sich die Filmemacher positionieren, scheint es – oder soll das uns nur den Spiegel vorhalten?! 🙂
Heute kommt die Doku auch ohne Download aus – und kann gestreamt werden.
Übrigens: Good Copy Bad Copy ist auch der bpd (Bundeszentrale für politische Bildung) eine Rezension wert: Über den Film.
» Klicken, Anschauen, Staunen: Good Copy Bad Copy – Der Film