„Warum soll ich mir noch die Mühe machen, selber Content zu erstellen – künstliche Intelligenz wird das sowieso bald übernehmen.“ Solche und ähnliche Unkenrufe häufen sich seit dem Aufstieg des Chatbots ChatGPT. Ich sehe die Sache nicht ganz so schwarz, sondern als Chance zu Veränderung und Weiterentwicklung. Grund genug, die KI in einem Praxistest mal auf Herz und Nieren zu prüfen.
Ich finde es faszinierend, was die technische Entwicklung in den letzten Jahrzehnten alles ermöglicht hat. Die Rechenleistung, die damals für eine erfolgreiche Mondlandung nötig war, haben unsere Smartphones längst um ein Vielfaches überflügelt, wir können dank Internet inzwischen aus jedem Winkel der Welt arbeiten und spätestens mit dem Aufkommen künstlicher Intelligenzen wie ChatGPT ist klar: Auch die Art, wie wir Content erstellen, wird sich verändern. Deshalb möchte ich heute einmal austesten, wie der Chatbot dabei unterstützen kann und wo er aktuell noch an seine Grenzen stößt.
Bevor ich mein Experiment beginne, möchte ich ein paar grundlegende Dinge klären: ChatGPT ist ein Chatbot. Du kannst dich dort kostenlos anmelden und anschließend über ein Dialogfenster textbasierte Anweisungen eingeben, zum Beispiel „Schreibe einen Text über Selbstmanagement“. Die KI kann grundsätzlich also auch sehr komplexe Aufgaben lösen. Das ist möglich, da die Entwickler:innen der US-amerikanischen Firma Open AI ChatGPT als leistungsfähiges Sprachsystem konzipiert haben, das sich durch maschinelles Lernen immer weiterentwickelt. Dazu wird der Chatbot regelmäßig mit Daten angereichert – er lernt auf diese Weise, Sprache auf natürliche Weise nachzuahmen und Texte zu strukturieren. Theoretisch ergeben sich hier also viele verschiedene Einsatzgebiete, in denen die KI uns die Arbeit enorm erleichtern kann. Höchste Zeit, das auch praktisch zu überprüfen.
Ich möchte, dass der Chatbot einen Text zum Thema Scrum Projektmanagement verfasst. Dieses Thema habe ich ganz bewusst ausgewählt, um eine gewisse Vergleichbarkeit zu gewährleisten, denn ich habe bereits einen Blogartikel dazu verfasst. Du findest ihn hier: Scrum Projektmanagement: Agiles Arbeiten in der Praxis. Zusätzlich werde ich die Anfragen, die ich an die KI stelle ein wenig variieren, um herauszufinden, ob sich die Resultate dadurch verändern.
Ich starte mein Experiment simpel und gebe ChatGPT erstmal den grundlegenden Auftrag: Schreibe mir einen Blogartikel zum Thema Scrum Projektmanagement. Heraus kam unter anderem folgende Einleitung:
Scrum ist eine beliebte agile Methode für Projektmanagement und Softwareentwicklung. In diesem Blogartikel werden wir uns näher mit Scrum auseinandersetzen, um zu verstehen, wie es funktioniert, welche Vorteile es bietet und wie es erfolgreich implementiert werden kann.
Diese Einleitung lässt bereits vermuten, wohin die Reise geht. Der gesamte Text ist vollgestopft mit Fakten, aber weder gut strukturiert, noch besonders sprachgewaltig. Die KI nutzt zwar eigenständig Zwischenüberschriften, vermischt jedoch verschiedene wichtige Punkte miteinander und eine sinnvolle Gliederung fehlt ebenfalls. Zudem könnte die KI bei vielen Aspekten mehr ins Detail gehen. So entfällt etwa die Erläuterung von Fachbegriffen völlig. Erschwerend hinzu kommt die Unvollständigkeit des Textes. Ich vermisse zum Beispiel wichtige Punkte zu den Grundprinzipien von Scrum. Auch sprachlich bin ich von diesem Resultat nicht besonders angetan. Der Artikel klingt hölzern und uninspiriert. Alles in allem ist das also kein Artikel, den ich guten Gewissens veröffentlichen könnte.
Dann nehme ich es eben ganz genau und versorge die KI mit möglichst präzisen Vorgaben:
Schreibe als Blogger und Experte einen 500 Wörter langen Blogbeitrag zum Thema Scrum Projektmanagement, der sich an Unternehmensgründer:innen richtet. Der Beitrag soll den Menschen helfen, etwas über Scrum Projektmanagement zu lernen. Verwende dabei die Ich-Perspektive. Leser:innen sprichst du mit Du an.
Füge folgende Keywords ein: Scrum, Projektmanagement, agile MethodenBeantworte dabei folgende Fragen:
Behandle diese Themen und Unterthemen:
Verwende einen informativen und freundlichen Ton
Das Resultat, das ChatGPT nun liefert, stimmt mich ein wenig positiver:
Als Unternehmensgründer hast du wahrscheinlich schon von Scrum Projektmanagement gehört. Scrum ist eine agile Methode, die zur effektiven und schnellen Umsetzung von Projekten eingesetzt wird. Als jemand, der selbst Scrum in meinem Unternehmen erfolgreich implementiert hat, kann ich dir sagen, dass diese Methode viele Vorteile bietet und dein Unternehmen auf die nächste Stufe bringen kann. In diesem Blogbeitrag werde ich dir alles erklären, was du über Scrum wissen musst.
Spätestens jetzt ist für mich eine Sache klar: Je präziser die Anweisungen, die ich ChatGPT gebe, desto besser das Resultat – ich habe zum ersten Mal den Eindruck, eine Art Blogartikel zu lesen, der sich zumindest als Basis für einen eigenen Text eignet. Die vorgegebenen Unterpunkte machen sich bezahlt, denn zumindest was die Struktur angeht, wird der Text nun etwas runder. ChatGPT arbeitet sämtliche Fragestellungen Stück für Stück ab, anstatt mir ein schwer verdauliches Faktenchaos zu präsentieren. Meine Anweisung, einen informativen und freundlichen Ton zu verwenden, hat den Text sprachlich etwas aufgelockert, doch kann der Chatbot auch hier nicht verbergen, dass ihm eine wichtige Eigenschaft für gelungene Blogbeiträge fehlt: Menschliche Erfahrung. ChatGPT ist durchaus imstande, Fakten in Form eines Textes aneinander zu reihen und das Ganze auch noch gut klingen zu lassen, sofern man bei der Eingabe die richtigen Anweisungen gibt. Dabei Emotionen zu transportieren, übersteigt jedoch die Fähigkeiten der KI.
Zum Vergleich, hier die Einleitung meines Originalartikels:
Flexibel, fehlerfreundlich, kommunikativ und menschenzentriert: Scrum ist mehr als nur eine Aneinanderreihung wohlklingender Schlagworte – es ist eine Form des Projektmanagements, die auf den Grundsätzen des agilen Arbeitens beruht. In diesem Artikel zeige ich dir, wie Scrum funktioniert und warum „agil“ mehr ist als nur ein von Manager:innen überstrapaziertes Modewort.
Nach meinem Experiment empfehle ich, ChatGPT als Schreibassistenz zu betrachten, die dich mit Input versorgt, auf dem du deine Texte aufbauen kannst. Das kann zum Beispiel so aussehen:
1. Jetzt kannst du die KI bitten, den Blogbeitrag zu erstellen.
2. Lass dir die häufigsten Fragen zu deinem Artikelthema ausgeben.
3. Frage die KI, welche Themen und Unterthemen du berücksichtigen sollst.
4. Weise ChatGPT an, sich einen Titel für deinen Artikel auszudenken, eine Meta-Beschreibung zu verfassen (Zeichenzahl angeben) und eine Gliederung zu erstellen.
5. Jetzt kannst du die KI bitten, den Blogbeitrag zu erstellen.
Mein Praxistest hat gezeigt: Trotz aller Automatisierung geht es nicht ohne Menschen. Nimm dir daher die Zeit, die Resultate der KI in Ruhe zu sichten, zu verbessern und umzuschreiben. Erst dein persönlicher Stil macht einen Text einzigartig und besonders.
Tipp: Ein erfolgreiches Business braucht guten Content. Wo du den herbekommst, verrate ich dir im Artikel Warum dein Business guten Content braucht – und wie ein Team dabei hilft.
Nach meinem Experiment bin ich mir sicher: KI-generierter Content wird der Branche der Kreativen nicht den Todesstoß versetzen. Ich halte ohnehin nichts davon, technische Neuerungen zu verteufeln, denn das würde bedeuten, das Potenzial künstlicher Intelligenz zu verkennen und auf ein Tool zu verzichten, das (richtig genutzt) Arbeitsabläufe enorm erleichtern kann. Das funktioniert aber nur, wenn du die KI mit den richtigen Anweisungen (Prompts) versorgst. Dabei gilt: Je mehr und präziser die Informationen, desto besser! Das Netz explodiert aktuell geradezu von Anleitungen über die besten Prompt-Strategien. Verwendest du künstliche Intelligenz richtig und verleihst den KI-generierten Inhalten eine persönliche Note, können Tools wie ChatGPT eine großartige Unterstützung beim Erstellen von Content und für die Steigerung der eigenen Effizienz sein.
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