Eine tragfähige Geschäftsidee ist harte Arbeit, hinter der viel Zeit und auch die eine oder andere schlaflose Nacht steckt. Mir erging es mit exali ganz ähnlich und umso größer war mein Entsetzen, als ich online ein Unternehmen fand, das nicht nur das exali Geschäftsmodell, sondern auch das Erscheinungsbild der Webseite mehr oder weniger 1:1 kopiert hatte. Wie ich darauf reagierte und wie ich generell mit dem Thema Copycats umgehe, möchte ich in diesem Artikel teilen.
Meist vergeht viel Zeit, bis Gründer:innen mit einer Geschäftsidee wirklich zufrieden sind und wenn sich diese dann auszahlt und Erfolg hat, macht einen das natürlich mächtig stolz. Nur leider haben erfolgreiche innovative Ideen oft zur Folge, dass andere diese kopieren – und das manchmal dreister als gedacht. Mir ist genau das mit exali mit unterschiedlicher Ausprägung einige Male in den letzten Jahren passiert. Ein Fall war jedoch besonders dreist: Eines Tages wurde ich auf eine Webseite aufmerksam, die meiner Firma verdächtig ähnlich sah – und das gleich auf mehreren Ebenen: Nicht nur war es das gleiche Geschäftsmodell, auch die farbliche Erscheinung war gleich, ebenso wie die Texte und die Ansprache der Zielgruppe – sogar das Bild des Geschäftsführers sah mir ähnlich!
Nach dem ersten Schock stand natürlich die Frage im Raum: Wie sollte ich darauf reagieren? Wenn es um die angemessene Reaktion auf die Kopie einer Geschäftsidee geht, schwanken viele Gründer:innen zwischen zwei Extremen: Einige wollen die letzten zehn Cent aus ihrer Konkurrenz herausklagen, andere wiederum hoffen darauf, dass eine höfliche Bitte genügt, um weiteren geistigen Diebstahl zu unterbinden. Tatsächlich führt aber meist ein Mittelweg zum Erfolg.
Wenn du feststellst, dass jemand deine Geschäftsidee kopiert, bist du über diese Dreistigkeit womöglich erst einmal sehr wütend. Das ist vollkommen menschlich, aber nicht besonders zielführend. Cholerische Ausbrüche in Kombination mit wütenden E-Mails oder Telefonaten bringen niemanden Weiter. Geh stattdessen lieber ganz analytisch vor, um eine solide Argumentationsgrundlage zu schaffen. Frage dich: Was genau wurde kopiert? Die Geschäftsidee, der Aufbau der Website, Logos, Bilder, Claims…arbeite systematisch alles durch. Wenn du über Unterstützung aus dem IT-Bereich verfügst, kann die vielleicht auch noch herausfinden, ob und mit welcher technologischen Unterstützung die Konkurrenz gearbeitet hat. Dieser Faktencheck ist nicht nur wichtig, damit du weißt, woran du bist. Er bildet auch eine wichtige Basis, falls du dich dafür entscheidest, eine Anwältin oder einen Anwalt einzuschalten.
Im ersten Schritt Kontakt zur/zum Ideendieb:in aufzunehmen, um das Problem in Ruhe persönlich zu besprechen, zeugt in jedem Fall von Besonnenheit. Ob das gelingt, hängt allerdings maßgeblich davon ab, welchen Hintergrund der Diebstahl hat. Wenn ihr euch kennt, du die persönliche Kränkung beiseitelassen und stattdessen klug verhandeln kannst, kann sich eine persönliche Ansprache lohnen. Hat jedoch ein:e Wildfremde:r deine Geschäftsidee gestohlen, ist der juristische Weg wahrscheinlich die bessere Wahl, wenn du nicht bereit bist, den Diebstahl hinzunehmen.
Tipp: Abgesehen vom Gang zur Anwältin beziehungsweise zum Anwalt ist der beste Weg, dich vor Ideenklau zu schützen, deiner Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. Das funktioniert am besten, wenn du offen für Neues bleibst und nie die Lust am Lernen verlierst. Dabei hilft dir mein Artikel: Weiterbildung, Schulung, Fortbildung: Ein Leben lang erfolgreich lernen.
Beim Schlagwort „Ideenschutz“ haben viele Gründer:innen, Selbständige und Freelancer:innen erst einmal die Tendenz, sich auf das Urheberrecht zu berufen. Das gestaltet sich allerdings schwierig, denn in Deutschland kannst du eine reine Idee nicht einfach schützen lassen, erst recht nicht, solange sie nicht in körperlicher Form vorliegt. Zudem schützt das Urheberrecht eher künstlerische Schöpfungen wie Literatur, Gemälde oder auch Fotos. Glücklicherweise bietet das deutsche Recht weitere Möglichkeiten, dein Geschäftsmodell zumindest in Teilen zu schützen.
Die vier hier aufgeführten Gebiete gehören zum gewerblichen Rechtsschutz. Abseits davon möchte ich dir aber auch folgende Option nicht vorenthalten: Wenn du mit potenziellen Geschäftspartner:innen in Verhandlung trittst, solltest du auf eine Vertraulichkeitserklärung beziehungsweise einen Geheimhaltungsvertrag setzen, um zu verhindern, dass die anderen Parteien sich auf deine Business-Idee stürzen. Denk daran, im Vertrag einen angemessenen Schadenersatz festzulegen, damit alle Beteiligten auch motiviert sind, sich an die getroffene Abmachung zu halten.
Eine der wenigen gesetzlichen Vorschriften, die sich wirklich explizit mit dem Thema Ideenklau auseinandersetzt, ist das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Es schützt zwar nicht deine reine Geschäftsidee, aber durchaus deren konkrete Umsetzung. Bist du bereits am Markt aktiv, steht dir hier eine rechtliche Basis zur Verfügung, um dein Business vor Ideenklau zu schützen, wenn beispielsweise jemand dein Angebot 1:1 kopiert.
Die Grundlage hierfür findest du in Paragraf 4 UWG:
Unlauter handelt, wer
Waren oder Dienstleistungen anbietet, die eine Nachahmung der Waren oder Dienstleistungen eines Mitbewerbers sind, wenn er
a) eine vermeidbare Täuschung der Abnehmer über die betriebliche Herkunft herbeiführt,
b) die Wertschätzung der nachgeahmten Ware oder Dienstleistung unangemessen ausnutzt oder beeinträchtigt oder
c) die für die Nachahmung erforderlichen Kenntnisse oder Unterlagen unredlich erlangt hat;
Tipp: Hast du eine Geschäftsidee konkret umgesetzt, zum Beispiel in Form eines greifbaren Produkts, ist sie durchaus schützenswert! So eine Produkteinführung will allerdings sorgfältig geplant sein. Im Artikel Produktlaunch: In sechs Schritten zur Produkteinführung teile ich mit dir meine Gedanken darüber, was für einen erfolgreichen Produktlaunch wichtig ist.
Fällt deine Geschäftsidee Diebstahl zum Opfer, ist das wahnsinnig ärgerlich und es ist ein ganz natürlicher Impuls, deine Idee erst einmal verteidigen zu wollen. Letzten Endes bleibt der Umgang mit Copycats allerdings Abwägungssache – es geht immer darum, was du bereit bist hinzunehmen. Tatsächlich musst du dir nicht alles bieten lassen! Auch in meinem konkreten Fall bin ich am Ende juristisch (und erfolgreich) gegen den dreisten Ideenklau vorgegangen.
Dabei ging es mir gar nicht so sehr darum, die Kopie des Geschäftsmodells zu verhindern – das ist auf lange Sicht nur schwer zu vermeiden. Doch der Internetauftritt dieses Unternehmens zielte auf eine direkte Verwechslung mit exali ab. Und dagegen wollte ich mich zur Wehr setzen. Willst du derartige Nachahmungen unterbinden, kommst du ohne anwaltliche Unterstützung nicht aus. Letzten Endes solltest du unternehmerisch abwägen, wie hoch du das finanzielle Risiko durch die Nachahmung für dein Business einschätzt und mit welchen Anwaltskosten du rechnest.
Berücksichtige außerdem die Einschätzung der/des Jurist:in zu Erfolgsaussicht! Ich versuche dabei, mich nicht zu sehr „persönlich“ angegriffen zu fühlen, sondern so eine Entscheidung nüchtern auf Basis der Zahlen zu treffen. Jedoch möchte ich zum Schluss noch etwas zu bedenken geben: So nervig und unfair Ideenklau auch ist, er ist nun einmal Teil des Wettbewerbs in jeder Branche und es schadet nicht, ihm mit einer unternehmerischen Einstellung zu begehen, solange er nicht Überhandnimmt.
Letztendlich unterstreicht der Nachahmungsversuch auch deinen Erfolg, denn erfolglose Businessmodelle werden nicht kopiert. Zudem ist Nachahmung meist nur von kurzfristigem Erfolg gekrönt, denn es fehlt der Mehrwert des Originals. Zudem lassen sich nicht alle Dinge (wie zum Beispiel langjähriges KnowHow in der Kundenbetreuung) kopieren. Lehnt also jemand sein Business an meine Geschäftsidee an, sehe ich das grundsätzlich erst einmal als Motivation, schneller und besser zu agieren, als meine Wettbewerber:innen und gemeinsam mit meinen Mitarbeiter:innen das Angebot von exali kontinuierlich zu verbessern. Denn wenn du den anderen stets voraus bist, wer kann dir dann noch etwas anhaben?
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