Vielleicht kennt ihr das auch: Für das gleiche Produkt werden euch an Smartphone, Tablet oder PC unterschiedliche Preise angezeigt. Ein festgelegter Preis, der für alle gleich ist und immer und überall gilt, ist heutzutage eher selten. Durch das sogenannte Dynamic Pricing können Onlinehändler durch variable Preisgestaltung mehr Umsatz erzielen…
Wie das geht und wie ihr Dynamic Pricing in eurem Onlineshop einsetzen könnt, erfahrt ihr in meinem heutigen Blogartikel.
Dynamic Pricing ist eine Preisstrategie, bei der Unternehmen die Preise für Dienstleistungen und Produkte dem aktuellen Marktbedarf anpassen. Neben Angebot und Nachfrage werden auch weitere Faktoren wie beispielsweise Zeit, Wettbewerb und kundenspezifische Informationen durch Algorithmen verarbeitet und am Ende wird ein individueller Preis für den Kunden ausgespuckt.
Vereinfacht gesagt bekommt jeder Kunde einen individuell auf ihn zugeschnittenen Preis angezeigt.
Je nachdem, welche Preisstrategie ihr in eurem Onlineshop verfolgt, könnt ihr Dynamic Pricing unterschiedlich einsetzen. Mit den entsprechenden Algorithmen können Onlinehändler ihre Kunden im Idealfall irgendwann so gut einschätzen, dass sie wissen, wo deren „Schmerzgrenze“ liegt, das heißt, welchen Preis sie von welchem Kunden maximal verlangen dürfen, damit dieser nicht abspringt.
Die wohl bekannteste Variante ist die, dass der Preis zeitlich variiert, also etwas am Wochenende teurer ist als unter der Woche oder morgens günstiger als abends. Ein Beispiel sind die Preise an der Tankstelle: Besonders zu den Stoßzeiten im Berufsverkehr schnellen sie in die Höhe.
Beim Dynamic Pricing im Onlineshop funktioniert es so ähnlich. Beispielsweise beim Versandriesen Amazon. Hier ändern sich die Preise mehrmals täglich. Doch nicht nur das: Auch saisonbedingt schrauben Händler gerne an den Preisen. In der Vorweihnachtszeit etwa ändern sie sich für ein Produkt auf Amazon pro Woche bis zu 70-mal! Dabei können auch Großevents eine Rolle spielen. Das Trikot der deutschen Nationalmannschaft ist kurz vor Beginn der WM deutlich teurer als sonst.
Ein Gerät von Apple suggeriert eine höhere Kaufkraft und daraus errechnet der Algorithmus einen höheren Verkaufspreis. Daher kann es passieren, dass einem Kunden mit einem iPhone ein höherer Preis als einem Samsung-Nutzer angezeigt wird.
Für einen Kunden aus einem ländlichen Gebiet in Mecklenburg-Vorpommern wird der Algorithmus eine geringere Kaufkraft errechnen, als für einen User aus der besten Wohnlage in München.
Einem Kunden, der jeden Monat für mehrere Tausend Euro einkauft, zeigt die Dynamic-Pricing-Software wahrscheinlich einen höheren Kaufpreis an, als einem Kunden, der immer nur günstige Artikel in seinen Warenkorb legt.
Dynamic Pricing hat für Onlinehändler zwei große Ziele, nämlich die Steigerung des Umsatzes und der Kundenzufriedenheit. Moment mal, warum sollte ein Kunde zufriedener sein, wenn er beispielsweise heute mehr für ein Produkt bezahlt als morgen? Natürlich kann ein dynamischer Preis zu Frustmomenten und Unverständnis führen, aber er bewirkt auch einen gerechteren Preis, da dieser sich ja auch nach unten orientieren kann.
Stellt euch vor, ihr kauft Winterreifen für euer Auto. Diese sind erfahrungsgemäß im Winter teurer als im Sommer. Wenn ihr das wisst, dann könnt ihr eure Reifen einfach im Sommer kaufen und spart dadurch bares Geld. Der nächste Winter kommt schließlich bestimmt 😉 Wäre der Preis für Winterreifen festgeschrieben und sie würden ganzjährig das Gleiche kosten, dann würden sich Kunden darüber ärgern.
Ein weiterer Vorteil ist der Vergleich mit dem Wettbewerb. Moderne Dynamic-Pricing-Software kann die eigenen Preise mit denen der Konkurrenz vergleichen – und das in Echtzeit! Senkt ein Wettbewerber den Preis, dann zieht die Software automatisch nach und passt den eigenen Preis an. Je nach Preisstrategie können Onlinehändler immer günstiger sein als der Wettbewerb oder zumindest nicht teurer. Das Gleiche funktioniert auch beim Warenbestand. Registriert das System, dass dem Wettbewerber eine bestimmte Ware ausgegangen ist, könnt ihr diese im eigenen Shop teurer anbieten. Denn dann seid ihr vielleicht der einzige Anbieter und Angebot und Nachfrage regeln eben den Preis.
Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als wäre Dynamic Pricing unfair, die Preisangabenverordnung enthält keine Bestimmung, dass die Preise für jeden gleich sein müssen oder über einen gewissen Zeitraum stabil bleiben müssen. Allerdings müssen Onlinehändler darauf achten, dass die Preisgestaltung nicht mit dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz kollidiert. Kunden dürfen nicht aufgrund von Rasse, ethnischer Herkunft, Geschlecht oder Alter diskriminiert werden. Es wäre also verboten, einer Frau für dasselbe Produkt einen anderen Preis anzuzeigen als einem Mann. Außerdem müsst ihr darauf achten, dass die angezeigten Preise in Preissuchmaschinen auch den tatsächlichen Preisen in eurem Shop entsprechen. Dies könnte sonst ein Wettbewerbsverstoß sein.
Große Rechenzentren und Cloud-Computing eröffnen auch im Bereich des Dynamic Pricing neue Möglichkeiten. Bisher werden dabei lediglich Daten gesammelt und bestimmte Faktoren berücksichtigt. Treffen mehrere Bedingungen für eine Preisanpassung zu, wird diese ausgeführt.
Der Trend geht nun dahin, dass Preise nicht erst angepasst werden, nachdem Daten und Faktoren ausgewertet wurden, sondern schon vorher. Dafür werden Daten aus bisherigen Verkäufen und Umsatzverläufen gesammelt und analysiert. Das System erweitert sich durch sogenanntes machine-learning (automatisiertes Lernen) selbst. Nach und nach entsteht so ein Datenmodell, das gewissermaßen den richtigen Preis vorhersagen kann. So soll zu jedem beliebigen Zeitpunkt der optimale Preis vorliegen.
Wenn ihr euch nun denkt, ich will auch Dynamic Pricing in meinem Webshop einsetzen, dann bitteschön: Ich habe einige Anbieter von Dynamic-Pricing-Lösungen für euch recherchiert:
Wenn es um Softwarelösungen für Unternehmen geht, dann spielt meistens auch IBM eine Rolle. Das Unternehmen bietet eine Software namens IBM Dynamic Pricing an. Diese ermöglicht die Erstellung und Optimierung von dynamischen Preisstrategien in Echtzeit. Für Interessierte gibt es eine kostenlose Testversion für 30 Tage.
Der Pricemonitor von patagona lässt sich einfach über Plugins an euer Shopsystem (zum Beispiel von Shopware, plentymarkets oder DreamRobot) anbinden. Der Pricemonitor vergleicht die Preise von über 50 Portalen wie Amazon oder eBay. Anschließend könnt ihr mit dem Tool verschiedene Preisstrategien umsetzen und die Konkurrenz unterbieten. Der monatliche Preis richtet sich nach Anzahl der eigenen Portale und der Artikel. Los geht es bei 179 Euro im Monat. Mit dem Anbieter könnt ihr eine kostenlose Testphase vereinbaren, die euch den vollen Funktionsumfang bietet.
Ich hoffe eure Umsätze gehen jetzt explosionsartig durch die Decke! Und da ich weiß, dass ihr eure Preise dynamisch anpassen könnt, hoffe ich natürlich, das macht sich bei meinem nächsten Besuch im Onlineshop positiv für mich bemerkbar… 😉
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