Jeden Tag treffen wir unzählige Entscheidungen. Über viele davon denken wir sogar überhaupt nicht lange nach. Das fällt uns leider nicht in jeder Situation so leicht. Gerade im Business stehen immer wieder große, schwierige Entscheidungen an. Die können dich regelrecht lähmen. Damit dir die Entscheidungsfindung künftig leichter fällt, verrate ich dir, wie ich schwere Themen angehe. Zusätzlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie du die für dich beste Wahl treffen kannst – auch wenn es um komplizierte Themen geht.
Artikelübersicht:
Es gibt keine 100-prozentige Sicherheit
Entscheidungsfindung: Bauch vs. Kopf
Die richtige Entscheidung: Tipps & Tricks
Entscheidungen treffen: Ein Ablauf
Eine Entscheidung ist besser als keine
Entscheidungen haben eine problematische Eigenschaft: Entscheidest du dich für eine Sache, schließt du meist eine andere damit aus. So war es auch, als ich mich 2008 für die Gründung von exali entschied. Diese Wahl war gleichzeitig eine Entscheidung gegen eine vermeintlich sicherere finanzielle Zukunft. Bereut habe ich das trotzdem nie – auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht wissen konnte, ob meine Rechnung aufgeht.
Der vermeintliche Verlust, der mit einer Entscheidung einhergeht, ist natürlich beängstigend. Aus diesem Grund treffen Menschen immer wieder eine Wahl, die ihnen eigentlich gar nicht entspricht – einfach, weil sie sich damit sicherer fühlen. Zufriedener sind sie damit allerdings eher selten. Stehst du vor einer Entscheidung, besteht aber nicht nur die Möglichkeit, dass du die falsche Option wählst. Manchmal bist du vielleicht sogar wie gelähmt. Du kannst dich gar nicht für die eine oder andere Variante entscheiden.
Gerade im Business musst du oft viele offene Fragen klären: Arbeitest du remote oder vor Ort? Solltest du dich spezialisieren oder doch besser ein möglichst breites Leistungsspektrum anbieten? Brauchst du eine Website und diverse Social-Media-Konten? Oder genügt eine einfache Onlinepräsenz? All diese Dinge entscheiden zu müssen erzeugt Druck, der dich regelrecht lähmen kann.
Tipp: Wenn es dir mental gut geht, fällt es dir leichter gute Entscheidungen zu treffen. Welche Vorteile ein achtsamer Umgang mit dir selbst sonst noch bietet und wie er dir im hektischen Freelancer-Alltag geling, liest du hier: Mental Health: Produktionsbonus durch Stressmanagement und Achtsamkeit.
Wenn es um das Treffen von Entscheidungen geht, bekommst du es mit zwei Ansätzen zu tun: Entweder du entscheidest ganz spontan aus dem Bauch heraus. Oder du arbeitest faktenbezogen und wählst möglichst rational die für dich beste Option. Allerdings vertreten einige auch die These, dass wir immer aus dem Bauch heraus entscheiden. Im Anschluss suchen wir dann Argumente, die unsere Wahl untermauern. Auf diese Weise reden wir uns ein, wir hätten völlig faktenbasiert gehandelt.
Welche Variante die Bessere ist, kann und möchte ich nicht pauschal bestimmen. Ich bevorzuge eine ausgewogene Mischung. Wir Menschen treffen ihre Entscheidungen sowieso nicht annährend so rational, wie wir gern glauben wollen. Außerdem haben wir oft die Tendenz, Dinge zu „zerdenken“, wenn wir krampfhaft sämtliche Faktoren in unsere Entscheidungen einbeziehen wollen.
Als die erste Coronawelle über das Land rollte, musste ich gemeinsam mit meinen Führungskräften möglichst schnell entscheiden, wie wir bei exali weiterhin einen reibungslosen Arbeitsalltag gewährleisten wollen. Dazu gehörte damals zum Beispiel eine rasche Umstellung auf Remote-Arbeit und Rotation sowie die Einführung von Hygieneregeln. Hier hätte ich es mir gar nicht erlauben können, lange zu zögern. Blinder Aktionismus hätte aber mindestens genauso viel Schaden anrichten können.
Dass du auf ein so kurzfristiges Ereignis wie Corona reagieren musst, ist glücklicherweise nicht die Norm. Viele unternehmerische Entscheidungen triffst du eher langfristig, ihre Auswirkungen liegen weit in der Zukunft. Trotzdem musst du dich mit manchen davon JETZT auseinandersetzen.
Diese Konstellation bringt ein Problem mit sich: Oft liegt die Belohnung für die eigentlich richtige Entscheidung so weit in der Zukunft, dass wir faule Kompromisse machen – einfach nur, weil wir uns von ihnen schnellere Resultate und ein Gefühl der Befriedigung versprechen. Reihst du solche Entscheidungen zu oft aneinander, läufst du Gefahr, einen völlig falschen Weg einzuschlagen. Auf diese Weise entfernst du dich immer weiter von deiner ursprünglichen Zielsetzung. Achtung, Spoiler-Alarm! Eine Entscheidung, die definitiv langfristige Auswirkungen hat, ist sicher die für mein Sabbatical.
Ich habe mir für dieses Jahr ab Juni eine sechsmonatige Auszeit vorgenommen. Tatsächlich hatte ich schon lange darüber nachgedacht. Doch nun habe ich mich entschlossen, diese Idee endlich in die Tat umzusetzen, anstatt auf den vermeintlich perfekten Zeitpunkt zu warten. Denn die Erfahrung hat mich eines gelehrt: Den perfekten Zeitpunkt für die Umsetzung einer Entscheidung gibt es oft nicht. Du kannst nur darauf achten, dass die Voraussetzungen stimmen. Die Planungen und Vorbereitungen für dieses Vorhaben nehme ich schon mehr als ein halbes Jahr im Voraus in Angriff. Denn wie so oft bringt auch hier die Entscheidung für eine Sache weitere Entscheidungen mit sich. In meinem Fall galt es, zum Beispiel diese Fragen zu beantworten:
All das habe ich in Ruhe mit meinen Führungskräften in einem zweitägigen Workshop besprochen. So wissen nun alle, was während meiner Abwesenheit zu tun ist und können sich auf die neuen Abläufe einstellen. Diese systematische Herangehensweise verschafft mit ausreichend Zeit, alle wichtigen Faktoren zu berücksichtigen. Zusätzlich konnte ich alle betroffenen Personen involvieren. So ist es in meiner Abwesenheit weniger wahrscheinlich, dass jemand übereilt auf Unwägbarkeiten reagieren muss.
Wir halten uns selbst meist für wahnsinnig rational. Insbesondere wenn es darum geht, gute Entscheidungen zu treffen. Allerdings spielt unser Unterbewusstsein uns gern Streiche. Daher solltest du bei deiner Entscheidungsfindung folgende Punkte berücksichtigen:
Du hast Angst vor Fehlentscheidungen? Du fürchtest, dass deswegen wichtige Projekte scheitern? Das ist verständlich. Es birgt aber auch viele Chancen zu Weiterentwicklung – vorausgesetzt, du bemühst dich um ein passendes Verhältnis zum Thema Scheitern. Wie das aussehen kann, verrate ich dir in meinem Artikel Scheitern als Unternehmer – wie Fehlschläge dich voranbringen.
Wenn du diese Tipps beherzigst, bist du schon mal auf einem guten Weg zu einer besseren Entscheidung. Wie eine Entscheidungsfindung konkret aussehen kann, zeige ich dir anhand dieses beispielhaften Ablaufs.
Bevor du in die Entscheidungsfindung gehst, solltest du über alle notwendigen Informationen verfügen, die für die Entscheidung eine Rolle spielen. Die Beantwortung folgender Fragen kann dir dabei helfen:
Mit jeder Entscheidung verfolgst du ein bestimmtes Ziel. Dieses Ziel formulierst du am besten klar und möglichst positiv. Das kann zum Beispiel so klingen: „Ich werden Aufträge ablehnen, wenn ich bereits ausgebucht bin. So werde ich meinen Projekten gerecht.“ Stelle außerdem sicher, dass dein Ziel realistisch ist und du bei der Erreichung nicht von Dritten abhängst. Wenn wir bei unserem Beispiel bleiben, kann das zum Beispiel Folgendes bedeuten: Du kommunizierst auf deiner Website und auf Social Media, dass du bis zu einem bestimmten Datum erstmal keine neuen Aufträge annimmst.
Du willst die Umsetzung deines Ziels sicherstellen? Dann solltest du es messbar gestalten. In unserem Fall wäre das die Zahl der Aufträge, die du in einem bestimmten Zeitraum abgelehnt hast.
Für das Treffen deiner Entscheidung stehen dir viele Methoden zur Verfügung. Du kannst von der klassischen Pro-Contra-Liste bis hin zu Mindmap zwischen unterschiedlichen Tools wählen. Egal, welche Variante du vorziehst, sie haben alle eines gemeinsam: Sie helfen dir, deine Optionen sichtbar zu machen und dir über die Konsequenzen deiner Entscheidung klar zu werden. Du siehst sämtliche Argumente auf einen Blick und kannst deinen Prozess bis zu diesem Punkt einwandfrei nachvollziehen.
Das Leben ist voller Entscheidungen! Besonders die großen, weitreichenden können beängstigend sein. Dann vor Angst zu erstarren und gar keine Entscheidung zu treffen, wird dich auf Dauer aber wesentlich mehr belasten, als eventuell die falsche Wahl zu treffen. Lass dich also nicht von deinen Befürchtungen lähmen. Geh stattdessen systematisch an die Sache heran. Am Ende geht es darum, dass du zu deinen Entscheidungen stehen und die Konsequenzen guten Gewissens tragen kannst. Denn am Ende bist allein du für deine Entschlüsse verantwortlich. Damit bist du endgültig in der Selbständigkeit angekommen.
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