Immer voller Vorfreude zu Arbeit gehen, sich motiviert dem Tag stellen und am Abend zufrieden in den Feierabend entschwinden – was für eine schöne Vorstellung. Doch leider wird dieses Szenario für viel zu Wenige Wirklichkeit. Stattdessen quälen Viele sich am Morgen aus dem Bett und versuchen, irgendwie den Tag zu überstehen bis sie am Abend zurück aufs Sofa kriechen können. Ich finde: Das geht auch anders! Deshalb habe ich mir ein paar Gedanken darüber gemacht, wie du in deinem Business für Motivation Sorgen kannst – sowohl bei deinen Mitarbeiter:innen als auch bei dir selbst.
In Sachen Arbeit und Motivation empfinde ich mich als privilegiert. Ich habe ein Unternehmen gegründet, dass sich von einer One-Man-Show zu einer Firma mit mehreren Abteilungen und über 40 Mitarbeiter:innen entwickelt hat. Das bringt auch immer wieder arbeitsintensive, anstrengende Phasen mit sich, die mir viel abverlangen. Trotzdem konnte ich mich immer wieder motivieren, auch diese schwierigen Zeiten anzugehen. Die Erkenntnisse, die ich aus diesen Phasen gewonnen habe, möchte ich hier mit dir teilen.
Motivation und Engagement – düstere Aussichten?
Die Zahlen im Bereich „Motivation im Job“ sind deprimierend. Laut einer Gallup-Studie zum Thema Mitarbeiterengagement in den USA schöpfen 70 Prozent der Arbeitnehmer:innen ihr berufliches Potenzial überhaupt nicht aus. Der Grund dafür sollte jeder Führungskraft zu denken geben: Chef:innen können ihre Teams oft nicht richtig motivieren oder – noch schlimmer – zerstören ihre Motivation sogar. Das führt dazu, dass die Hälfte der Angestellten nur noch das tut, was sie eben muss, um nicht entlassen zu werden. 18 Prozent haben sogar gar kein anderes Ziel mehr, als einfach nur den Arbeitstag zu überstehen.
Trotz dieser alarmierenden Aussagen, ist die Förderung des Engagements noch nicht so richtig in den Unternehmen angekommen. Zwar besteht in den Chefetagen allmählich ein Bewusstsein darüber, wie wichtig es ist, alle Beteiligten sinnvoll für ihre Tätigkeit zu motivieren. Wie das in der Praxis aussehen soll, sorgt aber meist für Fragezeichen.
Engagement ist Kopfsache
Fakt ist: Unsere Art zu arbeiten hat sich verändert. Die Wenigsten sind noch zufrieden damit, als gesichtsloses Zahnrad im großen Getriebe einfach nur möglichst produktiv zu sein. Ich finde es großartig, dass inzwischen auch Fähigkeiten wie Selbstmanagement oder unternehmerisches Denken gefragt sind und versuche genau diese Dinge, bei mir selbst und meinen „exalis“ zu fördern.
Wenn du diese Talente auch in deinem Business etablieren willst, muss du dir aber zuerst klarmachen, wie unsere Psyche im Zusammenhang mit unserer Arbeit funktioniert. Wir alle handeln vor allem aus eigener Verantwortung und individueller Motivation heraus. Wenn dir das bewusst ist, kannst du beginnen, das richtige Arbeitsumfeld für dich und dein Team zu schaffen.
Motivation „von oben“
Um nachzuvollziehen, worauf es in unserer modernen Arbeitswelt in Sachen Motivation wirklich ankommt, ist es sinnvoll, auf die Anfänge der Arbeitswissenschaften zurückzublicken. Der US-amerikanische Ingenieur Frederick Winslow Taylor gilt als Begründer dieses Fachs und stellte folgende These auf: Arbeit besteht aus simplen, ziemlich uninteressanten Aufgaben. Will man jemanden dazu bringen, diese Aufgaben motiviert zu erledigen, ist es notwendig, die passenden Anreize zu schaffen und die Arbeit gut im Auge behalten.
Klingt bekannt, oder? Denn hier handelt es sich um das klassische Management, dass zu meinem Bedauern noch immer in viel zu vielen Unternehmen praktiziert wird. Die Führungsetage erteilt von oben Anweisungen und die Mitarbeiter:innen müssen sie ausführen, am besten ohne zu hinterfragen. Damals galt die Überzeugung, dass Arbeitnehmer:innen lediglich faire Bezahlung brauchen. Sollen Sie Ihre Leistung darüber hinaus noch steigern, braucht es zusätzliche Motivation.
Geld allein macht nicht glücklich
Das Neue an Taylors Ansatz lag in der Erkenntnis, dass Angestellte sich motivieren lassen, wenn man ihnen für besonders gute Leistungen zum Beispiel eine Lohnerhöhung in Aussicht stellt. Damit zog die Idee der extrinsischen (äußeren) Motivation in die Wirtschaft ein – ganz nach dem Motto „Leistung zahlt sich aus“. Nun hatten die einst passiven Arbeiter:innen plötzlich ein eigenes – wenn auch nur monetäres – Ziel.
Die moderne Forschung hat uns allerdings zu einer Erkenntnis verholfen, die nicht für dieses Vorgehen spricht. Finanzielle Anreize wirken meist nur kurzfristig. Viele Gründer:innen, die wie ich auch eine längere „Durststrecke“ ohne monetären Erfolg hinter sich haben, werden es bestätigen können: Der Anreiz „Geld“ ist nicht der Motor, der einen antreibt, durchzuhalten. Selbstverständlich will ich monetäre Bonussysteme deswegen nicht generell verteufeln. Aber verlässt du dich ausschließlich auf diese Form der Motivation, wirst du die Dosis immer weiter erhöhen müssen, um noch eine Wirkung zu erhalten. Bei exali bieten wir daher neben finanziellen Anreizen ein familiäres Arbeitsumfeld und Benefits wie zum Beispiel:
- Agiles Arbeiten im Team
- Homeoffice
- Gleitzeit
- Firmen- und Teamevents
- Firmenfitness-Programm
- jede Menge Weiterbildungsmöglichkeiten
Tipp: In meinem Artikel Meditations-Apps für Unternehmen: Ein sinnvolles Angebot? nehme ich genauer unter die Lupe, inwieweit sich das Thema Mediation als Unternehmensbenefit eignet.
Engagement lässt sich nicht erzwingen
Inzwischen haben sich die Arbeitswissenschaften – Gott sei Dank – weiterentwickelt. Viele Wissenschaftler:innen halten die intrinsische Motivation, also den eigenen, inneren Antrieb etwas zu tun, für wesentlich bedeutsamer als Anreize von außen. Diese Erkenntnisse decken sich auch mit meinen persönlichen Erfahrungen.
Seit der Gründung von exali waren sowohl ich als auch meine Mitarbeiter:innen immer wieder gefordert, kreativ zu sein und gegebenenfalls unkonventionelle Lösungen zu finden. Das hat am besten funktioniert, wenn die Impulse dazu ihren Ursprung in uns selbst hatten – also dann, wenn wir selbst ein Problem erkannt und den Antrieb verspürt haben, es bestmöglich zu lösen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass wir Im letzten Führungskräfteworkshop zusammen mit unserem Coach herausfanden, dass wir bei exali diese Herausforderungen lieben und brauchen und dies einer unserer wichtigsten Unternehmenswerte ist.
Wie in vielen Lebenslagen gilt natürlich auch hier: Ein ehrliches Lob, etwa für einen gelungenen Projektabschluss, freut sicher die Meisten. Im Vorfeld jedoch können das Versprechen von Belohnungen oder schlimmer noch Druck und Strafen von außen sich sehr negativ auf die Arbeit auswirken. Denn die Motivation, für ein komplexes Problem die beste Lösung zu finden, kann schlecht von außen erzwungen werden.
Motivation – so läuft dein Business rund
Selbstverständlich benötigen wir alle ein ordentliches Gehalt, um unser Leben zu bestreiten, aber Kreativität und Eigeninitiative lassen sich nun einmal nicht nur an ein monetäres Bonussystem knüpfen. Für mich war Arbeit schon immer mehr als nur ein Instrument, um meinen Lebensunterhalt zu decken und ich bin froh, dass immer mehr Menschen diese Ansicht teilen. Das mag die Dinge für mich als Arbeitgeber auf den ersten Blick erst einmal verkomplizieren. Doch auf lange Sicht werde ich von jeder:m Mitarbeiter:in, die/der sich mit Freude ihren/seinen täglichen Aufgaben widmet nur profitieren. Wer mit Herz UND Verstand bei der Sache ist, ist nicht nur produktiv und effizient, sondern bleibt einem Unternehmen auch lange erhalten. Frage dich auch selbst einmal, wann dir deine Arbeit besonders viel Freude gemacht hat. Das war wohl kaum der Fall, wenn dein Job einfach nur ein Instrument war, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Für ein gelungenes Arbeitsleben benötigen wir nachweislich vier Dinge:
- Sinn
- Selbstbestimmung
- Freiheit
- Spaß
Hier zeigt sich deutlich: Taylors Ansätze zur Arbeitswissenschaft, nach denen das Ausüben eines Berufs grundsätzlich erstmal keinen Spaß macht, sind schon lange hinfällig.
Drei Bedürfnisse für mehr Motivation
Äußere Motivation ist also ziemlich schnell geschaffen. Ein sicherer Arbeitsplatz, ein halbwegs angemessenes Gehalt, eventuell noch ein Bonus zum Ende des Geschäftsjahres und fertig ist das erfolgreiche Unternehmen? So funktioniert unsere Arbeitswelt schon lange nicht mehr. Wenn du dieser These skeptisch gegenüberstehst, frage dich: Haben diese drei Dinge je gereicht, damit du in einem Job glücklich warst? Nein? Warum sollte dein Team sich dann damit begnügen? Wenn diese äußeren Anreize nicht reichen, besteht der nächste logische Schritt darin, in den Bereich der intrinsischen Motivation abzutauchen. Forscher:innen haben hier drei Grundbedürfnisse identifiziert:
- Kompetenz
Wir alle wünschen uns das Gefühl, fähig zu sein und haben aus exakt diesem Grund auch das Bedürfnis, regelmäßig dazuzulernen.
- Autonomie
Wir wollen selbständig Entscheidungen treffen und für diese auch Verantwortung übernehmen.
- Zugehörigkeit
Es liegt in der menschlichen Natur, sich mit etwas oder jemandem verbunden fühlen zu wollen – in diesem Kontext zum Beispiel mit unserer Tätigkeit und/oder den Kolleginnen und Kollegen.
Sind diese Dinge gegeben, arbeiten wir motiviert und fühlen uns sogar richtig gut dabei. Fehlt etwas davon, wandert unser Engagement schnell in den Keller. Diese Erkenntnisse zeigen außerdem sehr schön, warum extrinsische Anreize oft kontraproduktiv sein können. Viele davon – zum Beispiel eine Belohnung für das Erreichen bestimmter Stückzahlen – setzen ein gewisses Maß an Überwachung voraus das mit unserem Bedürfnis nach Autonomie kollidiert.
Geh den Dingen auf den Grund
Bricht die Produktivität in deinem Business ein, ist es daher sehr wichtig, die wahren, meist innenliegenden Probleme auszumachen. Folgenden Fragen solltest du dafür auf den Grund gehen:
- Ist jemand über- oder unterfordert?
- Hat jemand das Gefühl, nicht dazuzugehören?
- Kollidiert dein Führungsstil mit den Grundbedürfnissen der intrinsischen Motivation?
Das ist natürlich wesentlich komplizierter, als einfach ein Bonussystem zu etablieren und es dabei bewenden zu lassen. An dieser Stelle möchte ich noch etwas anmerken, das mir persönlich sehr wichtig ist: Ich bin kein Gegner von Bonussystemen. Auch bei exali haben wir ein entsprechendes System etabliert.
Ich bin allerdings überzeugt, dass das nicht ausreicht, um langfristig für mehr Engagement zu sorgen. Dass wir bei exali so viele Herausforderungen erfolgreich gemeistert haben (allein in den letzten zwei Jahren gab es ja mehr als genug davon), lag sicher auch daran, dass ich allen Beteiligten genug Freiheit gelassen habe, eigene Lösungen zu finden und sich weiterzuentwickeln. Denn in der eigenen Tätigkeit Sinn zu finden, aktiviert und ebnet den Weg für spannende Projekte, außergewöhnliche Ideen und kreative Problemlösungen.
Zusätzlich erleichtert ein motiviertes Team (samt Führungskraft) den Umgang mit und das Überwinden von Krisen. Wer für seinen Job nur schwer Begeisterung aufbringen kann, zieht sich in Extremsituationen eher zurück. Als gute:r Chef:in solltest du also…
…deine Leute motivieren, indem du ihnen Sinn vermittelst.
…Durchhaltevermögen an den Tag legen.
…eine Kultur etablieren, die Verantwortung fordert und fördert.
…transparent sein und für ausreichend Dialog sorgen.
(Mitarbeiter-)Engagement macht dein Business erfolgreich
Wenn du nicht nur dir selbst, sondern auch deinen Mitarbeiter:innen ein motivierendes Umfeld bieten möchtest, solltest du dir angewöhnen, den Dingen genau auf den Grund zu gehen und zwischen den Zeilen zu lesen. Höre deinen Angestellten also ganz genau zu und sei bereit, eine eingeschlagene Richtung falls nötig auch zu ändern.
Auf psychologische Grundbedürfnisse einzugehen ist kein abstrakter Hokuspokus, sondern wissenschaftlich belegt und kommt deinem Unternehmen auf lange Sicht enorm zugute. Unser aller Handeln wird durch Eigeninitiative und Verantwortung für uns selbst geprägt und wir alle glauben daran beziehungsweise hegen den Wunsch, über uns selbst bestimmen zu können – gerade im Job, in dem wir eine Menge Lebenszeit verbringen. Du wirst erstaunt sein, welche Potenziale du entfesselst, wenn du sowohl dir selbst, als auch deinem Team den Raum einräumst, diese Bedürfnisse zu verwirklichen anstatt Engagement von oben zu „verordnen“.
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