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Ralph Günther
exali-Gründer | Versicherungsexperte
Gastbeitrag von Business-Coach Tanja Lenke

Gründer:innen: Frauen starten anders in die Selbständigkeit

Jede Unternehmensgründung ist anders – und es gibt tatsächlich auch geschlechterspezifische Unterschiede. Gründungen durch Frauen sind anderen Voraussetzungen unterworfen als die von Männern. Da ich als Mann dazu  wenig aus eigener Erfahrung beitragen kann, übergebe ich bei diesem spannenden Thema gerne das Wort an eine, die es wissen muss: Tanja Lenke unterstützt als Online-Business-Expertin Frauen, die ihren Wunsch nach einem eigenen Business verwirklichen wollen. Im Gastbeitrag spricht sie darüber, inwiefern Frauen anders gründen und was nötig ist, damit der Schritt in die Selbständigkeit gelingt.

Tanja Lenke, Gründerin von She-Preneur, gibt im Gastartikel Tipps für Gründerinnen.
Online-Business-Expertin Tanja Lenke unterstützt Frauen dabei, ihren Traum vom eigenen, selbstbestimmten Business zu verwirklichen.

Die Startup-Szene in Deutschland ist in den letzten Jahren gewachsen. Das ist grundsätzlich mal eine gute Nachricht, weibliche Gründungen liegen jedoch immer noch weit hinter ihren männlichen Pendants zurück. Laut dem Female Founders Monitor 2022 beläuft sich der Frauenanteil an Unternehmensgründungen in Deutschland auf gerade einmal 20,3 Prozent. Aber woran liegt das? Ist eine erfolgreiche Unternehmensgründung als Frau wirklich schwerer?

Tipp: exali Gründer Ralph Günther findet schon lange, dass die Start-Up-Szene sich den Mangel an Gründerinnen nicht leisten kann. Sein Plädoyer für mehr weibliche Unternehmensgründungen findest du hier: Gründerinnen haben immer noch weniger Chancen: Warum wir uns das nicht mehr leisten können.

Gründen als Frau: Vernetze dich!

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie steinig der Weg zum erfolgreichen Business sein kann. Im Jahr 2016 habe ich mein Onlineunternehmen she-preneur gegründet. Angetrieben hat mich der Wunsch, selbständige Frauen miteinander zu vernetzen und sie beim Aufbau eines profitablen Unternehmens zu unterstützen. Ich hatte im Vorfeld Marktforschung betrieben und schnell festgestellt, dass zu diesem Thema ein enormer Bedarf besteht. Bereits diese Erkenntnis zeigt einen ersten wichtigen Punkt in Bezug auf weibliche Gründungen: Ein stabiles Netzwerk, indem du Unterstützung erfährst erleichtert dir die Umsetzung deines Business-Traums enorm.

Der Austausch mit anderen liefert wertvolle Einsichten, Hilfe in schwierigen Fragen und den Zugriff auf einen enormen Wissensschatz. Eine Unternehmensgründung ist also nichts, das du im stillen Kämmerlein allein umsetzt. Geh raus und suche dir Gleichgesinnte! Online-Netzwerke für selbständige Frauen haben sich erst in den letzten Jahren wirklich etabliert. Ich erinnere mich gerne an den Austausch in dieser Zeit, in der ich die Fragen anderer Frauen, die bereits selbständig waren oder noch gründen wollten, aus eigener Erfahrung beantwortet habe – die Gespräche waren spannend und erkenntnisreich, doch wir kamen uns vor wie Exotinnen, da wir so selten auf andere Existenzgründerinnen trafen. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis mir klar wurde, dass sich daraus eine echte Business-Idee ergeben könnte.

Frauen gründen anders

In der Gründerszene sind Frauen noch immer eher die Ausnahme als die Regel. Zwar hat der Anteil weiblicher Gründungen in Deutschland von 2018 bis 2022 um 5,2 Prozent zugelegt, doch bis wir zu den Männern aufgeschlossen haben, liegt noch ein langer Weg vor uns. Auch aufgrund dieser Zahlen hält sich hartnäckig das Gerücht, Frauen „täten sich schwerer“ mit dem Thema Selbständigkeit als Männer. Doch ganz so einfach ist die Sache in meinen Augen nicht.

Risikobewusst, aber nicht ängstlich

Mir sind im Laufe meiner Tätigkeit starke Frauen mit guten Ideen begegnet, die aber auch begleitet waren von Selbstzweifeln, die mir aus meiner Anfangszeit ebenfalls nicht fremd sind. Die häufigsten davon sind Fragen wie:

  • Kann ich von meinem Business leben?
  • Wie schnell geht das?
  • Hat meine Idee denn Hand und Fuß?
  • Und bin ich als Business-Owner überhaupt gut genug?

Auch die Sorge, permanent verfügbar und eingespannt zu sein, spielt eine große Rolle. Die Liste ließe sich beliebig fortführen. Nach meiner Erfahrung ist das Risikobewusstsein bei Gründerinnen sehr ausgeprägt, wodurch weiblich gegründete Unternehmen zwar langsamer wachsen (im Schnitt verfügen von Männern gegründete Unternehmen über das Vierfache an Mitarbeiter:innen), aber eben auch keinen unbedachten Wagnissen zum Opfer fallen.

Zeige Persönlichkeit und verkaufe

Auch ich wollte mit Bedacht starten, war aber noch etwas hilflos bei der Frage, wie ich mich und mein Angebot vermarkten soll. So habe ich zu Beginn viel im Hintergrund gewerkelt, meine Website gebaut, ein Logo entwickeln lassen, Blogartikel geschrieben…Kundschaft haben mir diese Bemühungen aber keine gebracht. Deshalb habe ich mich nach rund sechs Monaten für etwas entschieden, zu dem ich jeder Selbständigen raten würde: Geh den Schritt in die Sichtbarkeit und zeige dich.

Mir hat dieser Sprung damals eine Menge Angst eingejagt, doch er hat mich in meinem Business enorm weitergebracht. Deshalb kann ich dir nur empfehlen: Tritt aus deiner Komfortzone, werde sichtbar und verkaufe. Das ist gerade, wenn du mit deinem Business noch am Anfang stehst natürlich leichter gesagt, als getan. Es kann helfen, wenn du dir einen sicheren Raum suchst, in dem du dich öffnen und ausprobieren kannst – zum Beispiel bei einem Coach oder in einem Business-Netzwerk.

Das Wichtigste zuerst: Geld verdienen

Ohne Geld kein Business – so einfach. Betrachten wir das Thema Finanzierung, besteht allerdings ein krasses Ungleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Gründer:innen. Im Schnitt erhalten Männer neun Mal mehr Kapital als ihre weiblichen Kollegen und sind mit 16 Prozent auch als Investoren wesentlich aktiver (lediglich sechs Prozent der Gründerinnen betätigen sich als Business Angel). Doch auch wenn sie ein Onlinebusiness starten wollen, das vielleicht erstmal kein horrendes Startkapital benötigt, tun Frauen sich oft schwer. Warum?

In dieser Hinsicht stehen sich viele Gründerinnen selbst im Weg, das gilt wie eben erwähnt auch für mich. Viele glauben, dass sie zuerst unzählige andere Projekte abarbeiten müssen. Erst die Website, das Logo, das Branding, eine bestimmte Followerzahl online – dann kann es richtig losgehen. Ich halte das für einen fatalen Trugschluss. Sicher will eine Businessidee vernünftig ausgearbeitet sein, aber besinne dich bei deinen Vorbereitungen auf das Wesentliche: Geh in den Austausch mit deiner Zielgruppe, finde möglichst viel über sie heraus und entwickle dein Angebot aus ihrer Perspektive anstatt aus deiner eigenen. Löse Probleme. Dann kannst du erfolgreich verkaufen, auch ohne ewig lang Vorarbeit leisten zu müssen.

Zusammenfassung der wichtigsten Kennzahlen des Female Founders Reports 2022.
Die Zahlen im Female Founders Monitor 2022 zeigen deutlich – Gründen ist noch immer größtenteils Männersache.

Work-Life-Balance? Ausbaufähig!

Ein weiterer Faktor, der Frauen die Gründung erschwert, ist der Spagat zwischen Arbeit und Familie. 81 Prozent der befragten Frauen im Female Founders Monitor sehen Verbesserungsbedarf bei der Vereinbarkeit von Familie und Unternehmertum. Auch in dieser Hinsicht gibt es also noch viel zu tun, damit Gründerinnen sich nicht an der Doppelbelastung aufreiben.

Tipp: Die eben aufgeführten Punkte sind nur ein paar Beispiele dafür, warum die Gründerszene meist noch männerdominiert ist. Weshalb sich das ändern muss, erörterte exali Gründer Ralph Günther im Artikel Warum Gründen nicht reine Männersache bleiben darf!

Vier wichtige Bestandteile für dein Business

Ich hatte das große Glück, dass meine Businessidee zu mir gekommen ist. Waren Frauennetzwerke zu Beginn meiner Selbständigkeit noch ein Novum, gibt es sie heute wie Sand am Meer. Mit dem Online-Business-Boom im Rahmen der Corona-Pandemie habe ich mich daher davon distanziert und konzentriere mich heute darauf, Frauen dabei zu unterstützen, ihren Traum vom erfolgreichen Business zu verwirklichen. Dabei durfte ich im Laufe der Jahre viele unterschiedliche Unternehmerinnen mit tollen Ideen begleiten. Es haben sich vier Punkte herauskristallisiert, die meiner Ansicht nach unabdingbar sind, damit du ortsunabhängig arbeiten und dein Unternehmen profitabel und mit Freude an der Sache führen kannst. Sie bilden die Basis für meine she-preneur S-sentials-Methode.

  • Stil
    Das klingt vielleicht erstmal abstrakt, spielt aber eine wichtige Rolle. Denn hier dreht sich alles um deine Persönlichkeit und deine einzigartigen Eigenschaften, die du in dein Business einbringst und mit denen du Kundschaft anziehst. Was treibt dich abseits des Wunsches, Geld zu verdienen, an? Warum tust du, was du tust? Wenn du dir über diese Dinge klar wirst, kannst du sichtbar werden, dir eine Community aufbauen und verkaufen.
  • Strategie
    Das WAS zu kennen, ist ein guter erster Schritt, wird aber nie Realität, wenn du nicht weißt, WIE du da hinkommst. Ohne Strategie drehst du dich im Kreis und kannst dir weder ein stabiles noch ein planbares Business aufbauen.
  • Struktur
    Ohne Struktur geht nichts. Denn diese ermöglicht nicht nur funktionierende, sinnvolle Abläufe, sondern auch Freiheit. Das ist schließlich die Basisidee, die vielen Selbständigkeiten zugrunde liegt. Die richtige Struktur hilft dir dabei, dich auch mal rauszunehmen und eben nicht nach dem Grundsatz „Selbst und ständig“ rund um die Uhr zu arbeiten. Das umfasst auch die Nutzung passender Tools, Automatisierungen und zum passenden Zeitpunkt den Aufbau eines Teams.
  • Sinn
    Welche Auswirkungen hat dein unternehmerisches Handeln? Kannst du zum Beispiel sozial oder ökologisch einen Unterschied machen? Sicher, jedes Unternehmen muss wirtschaftlich arbeiten und Geld verdienen, doch wenn dich deine Arbeit auch erfüllen soll, empfehle ich dir unbedingt, dir darüber Gedanken zu machen, was dein Business auch abseits davon bewirken kann beziehungsweise soll. Auch du kannst mit deinem Geld oder Angebot einen Beitrag leisten. Eines meiner persönlichen Highlights in dieser Hinsicht war das Mentoren-Programm MentorMe von Frauen für Frauen, bei dem mein Team und ich eine:n Mentor:in stellen durften. Aber das ist nur ein Beispiel, wie sich der Punkt „Sinn“ im Unternehmertum manifestieren kann.

Übrigens: Auch der Female Founders Monitor belegt: Der Sinn und Zweck ihres Business ist für Gründerinnen von großer Bedeutung. 61 Prozent der Unternehmerinnen sehen sich selbst als „Soziale Gründerinnen“, für die die Auswirkung ihres unternehmerischen Handelns eine wichtige Rolle spielt – bei den Männern ist das nur für 34 Prozent relevant.

Bleib dran und trau dich

Erfolgreich zu gründen und von deinem Business Leben zu können erfordert Zeit und Arbeit. Sei mutig, reflektiere immer wieder, was funktioniert beziehungsweise was klappt nicht und hab keine Scheu, auch immer wieder nach zu justieren. Jede:r, die/der gründet hat auch mal ein paar Irrwege beschritten, bis ihre/seine Selbständigkeit in Fahrt kam. Zeigst du genügend Disziplin, bleibst dran und bist bereit, dich stetig weiterzuentwickeln, stehen deine Chancen für ein erfolgreiches Business ziemlich gut. 


She-preneur-Gründerin Tanja Lenke mit Ihrem Hund Coco.
Über die Autorin: Tanja Lenke ist Online-Business-Strategin, Mentorin und Podcast-Host. Sie hat Deutschlands beliebteste Unternehmerinnen-Community gegründet und bereits tausenden Frauen geholfen, ihr Business vom Dornröschenschlaf in den Turbo zu schalten. 2020 entwickelte sie die she-preneur S-sentials®-Methode und lehrt diese u. a. in der she-preneur Academy. Was sie auszeichnet, sind ihr profundes (Online-)Businesswissen.

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