Eigentlich sind wir Deutschen ja ziemlich verklemmt, zumindest was Gespräche über unseren Verdienst betrifft. Es wird gemunkelt, gemutmaßt und geschätzt aber selten ehrlich darüber gesprochen. Das IT-Projektportal GULP hat nun schon zum dritten Mal mit dieser „deutschen Tugend“ gebrochen und liefert mit seiner Stundensatz-Umfrage wichtiges Vergleichsmaterial für alle Selbständigen im IT- und Engineering-Bereich. Die Analysen enden jedoch nicht beim bloßen Verdienst, die Fragen gehen tiefer und erlauben auch einen Einblick in die Aufgaben, die auf Freelancer im Projektgeschäft warten.
Die GULP Stundensatz-Umfrage 2015 ist mein Fundstück der Woche.
Schon im Jahr 2013 und auch im Jahr 2014 hat GULP seine beliebte Stundensatz-Umfrage veröffentlicht und Freiberuflern dafür viele detaillierte Fragen gestellt. Zwischen Februar und Juni 2015 war es nun wieder so weit: Insgesamt wurden 1.142 IT- und Engineering-Freiberufler zu ihren Projekten, Aufgaben und Erwartungen befragt. Das Ergebnis sind nun 23 Seiten voller Insider-Infos aus dem IT- und Engineering-Projektgeschäft.
Im Durchschnitt hat ein Selbständiger im IT-/Engineering-Bereich im vergangenen Jahr einen Stundensatz von 80,50 Euro exkl. Mehrwertsteuer verlangt. Im Vorjahr lag der Preis mit 80,00 Euro nur unwesentlich niedriger, im Vergleich zur Umfrage aus dem Jahr 2013 ist der Durschnitts-Stundensatz immerhin um 1,50 Euro gestiegen.
30,7 Prozent der Befragten arbeiten allerdings für einen Stundensatz von weniger als 70 Euro. 18,7 Prozent der Befragten lassen den Auftraggeber durch einen Stundensatz von mehr als 100 Euro dafür umso tiefer in die Tasche greifen.
Weniger als die Hälfte (48,5 Prozent) der IT-ler bekommen jedoch genau den Stundensatz, den sie gefordert haben. Alle Anderen müssen sich mit weniger Geld zufrieden geben, im Durchschnitt mit satten 9,62 Euro weniger.
In der Mehrheit haben Freelancer im IT- und Engineering-Business ein gutes Gespür dafür, wie viel ein Kunde bereit ist, zu zahlen. Denn bei Honorarverhandlungen liegen 63,3 Prozent mit ihrer Stundensatzforderung in der Regel richtig, 18,7 Prozent neigen dazu sich unter Wert zu verkaufen, 17,7 Prozent fordern dagegen im Schnitt mehr, als der Auftraggeber zu zahlen bereit ist.
Für die Umfrageleiter von GULP war nicht nur der Verdienst von Interesse, sie wollten von den Teilnehmern auch erfahren, wie lange sie durchschnittlich im Projekt verweilen. Die Bandbreite der Projektlaufzeit erstreckte sich im Ergebnis von einem Monat bis hin zu mehr als einhundert Monaten. Knapp 70 Prozent der Projekte sind allerdings innerhalb von 12 Monaten abgeschlossen.
Der Stundensatz verändert sich – laut der Umfrageergebnisse – eher selten im Laufe eines Projekts. In 77 Prozent der Fälle blieb der vereinbarte Stundensatz gleich, nur 23 Prozent der Freelancer mussten sich während des Projekts an einen veränderten Stundensatz anpassen.
Offenbar sind Selbständige im IT- und Engineering-Umfeld mit ihrem Verdienst zufrieden (oder müssen es sein?) denn weniger als die Hälfte (47,9 Prozent) der Befragten möchte ihren Stundensatz im kommenden Jahr verändern. 6,6 Prozent werden ihren Stundensatz in Zukunft senken, 41,3 Prozent werden ihn anheben. Was auffällt: Im Vorjahr hatten immerhin 48 Prozent der Befragten geplant, ihren Stundensatz anzuheben.
Pro Woche arbeiten die befragten Freelancer im Schnitt 37 Stunden. Diese Stunden verbringen 39,9 Prozent der Umfrageteilnehmer komplett beim Auftraggeber vor Ort, komplett im eigenen Office sind im Gegensatz nur 4,3 Prozent. Die Mehrheit der Freiberufler arbeitet demnach sowohl vom eigenen Büro aus als auch direkt beim Kunden vor Ort.
Die GULP Stundensatz-Umfrage hat tatsächlich kein Blatt vor den Mund genommen und ganz genau hingesehen. Der Bruttogewinn der IT- und Engineering-Spezialisten war deshalb ebenso im Fragenkatalog zu finden; das Ergebnis: Im Durchschnitt blieben den befragten Freelancern 69.328 Euro Jahres-Bruttogewinn, im Vorjahr lag dieser etwas höher bei 73.881 Euro.
>> Noch viele weitere spannende Hintergründe und Zahlen aus dem IT-Business gibt es hier in der GULP Stundensatz-Umfrage 2015 zum Download.
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