Hintergründe

Mobbing am Arbeitsplatz: So reagierst du als Führungskraft richtig

Wenn Menschen tagtäglich miteinander arbeiten, prallen verschiedene Ansichten und Persönlichkeiten aufeinander. Da kann es schon einmal zu Reibereien kommen. Gelingt es aber nicht, diese Konflikte beizulegen und entsteht für manche Mitarbeiter:innen dabei ein Umfeld voller Einschüchterung und Erniedrigung, sprechen wir von Mobbing. Hier bist du als Führungskraft gefragt. Daher soll dieser Blogartikel dir dabei helfen, Mobbing in deinem Team zu erkennen und richtig darauf zu reagieren.

Mobbing isoliert die Betroffenen und erzeugt einen enormen Leidensdruck.

Mobbing – Feindseligkeit mit System

Mobbing am Arbeitsplatz gab es schon immer. Doch was früher konsequent und systematisch unter den Teppich gekehrt oder als Überempfindlichkeit der Betroffenen abgetan wurde, rückt glücklicherweise immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Ich persönlich bin darüber sehr froh, denn nicht selten stehen sowohl die Betroffenen selbst als auch Arbeitgeber diesen schlimmen Vorkommnissen hilflos gegenüber.

Bei exali konnten die Mitarbeiter:innen ihre Unstimmigkeiten in den letzten fünf Jahren glücklicherweise selbst in Gesprächen – manchmal unter der Moderation einer neutralen zusätzlichen Person –  beilegen. Wir haben bereits in unseren Unternehmenswerten klar verankert, dass wir uns bei unterschiedlichen Ansichten kompromissbereit zeigen und einen gemeinsamen Nenner finden.

Mir ist aber durchaus bewusst, dass dieser angenehme Umstand nicht überall die Norm ist und dass sich das auch in meinem Unternehmen einmal ändern kann. Deshalb sind Führungskräfte angehalten, Probleme mit Mobbing rechtzeitig zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren. Denn nichts ist schlimmer als wegzusehen und zu hoffen, dass sich das Problem einfach von allein löst.

Was ist Mobbing?

Per Definition handelt es sich bei Mobbing um eine Form der psychischen Gewalt. Sie zeichnet sich durch wiederholtes, regelmäßiges (vorrangig) seelisches Schikanieren, Quälen und verletzen einer Person durch eine Gruppe oder eine:n Einzelne:n aus. Im Arbeitsumfeld kann Mobbing vielfältige Züge annehmen, zum Beispiel…

…das Ausgrenzen bei Gesprächen, Meetings und Treffen

…abfällige oder anzügliche Bemerkungen

…Ignorieren

…das Vorenthalten von Informationen

…sinnlose oder überflüssige Tätigkeiten

…Aufgaben, die die/den Betroffene:n definitiv überfordern

…übertriebene Kritik und Kontrolle. Kurzum: Alle Verhaltensweisen, die dafür sorgen, dass ein:e Mitarbeiter:in in ihrer/seiner Würde verletzt wird und tagtäglich einem Umfeld voller Anfeindungen, Einschüchterung und Erniedrigung ausgesetzt ist.

Tipp: Auch Diskrepanzen und Widerspruch lassen sich konstruktiv äußern. Wie das geht und was du als Führungskraft dazu beitragen kannst, verraten wir dir im Artikel So machst du aus deinem Team konstruktive Kritiker:innen.

Mobbing am Arbeitsplatz: Wie erkenne ich es?

Mobbing als solches zu erkennen, ist für Führungskräfte gar nicht so leicht. Die vermeintlich einfachste Variante ist natürlich: Die/der Mitarbeiter:in wendet sich mit seinen/ihren Problemen direkt an dich oder seinen/ihren direkten Vorgesetzten. Für Betroffene ist das ein riesiger Schritt, der große Überwindung kostet.

Nimm diese Meldung daher unbedingt ernst und prüfe das Ganze sorgfältig! Unglücklicherweise ist dieses Szenario eher ein Ausnahmefall: Oft leiden Betroffene von Mobbing stumm und isolieren sich immer mehr, anstatt jemanden ins Vertrauen zu ziehen. Das erschwert es dir als Führungskraft natürlich erheblich, Fälle von Mobbing in deinem Team zu erkennen. Ich kann dir aber versichern, es gibt Anzeichen, die definitiv auffallen, wenn du genau hinsiehst:

  • Rückzug
    Betroffene ziehen sich oft stark zurück, werden verschlossen und in sich gekehrt.
  • Krankheit
    Um sich dem toxischen Arbeitsumfeld nicht täglich aussetzen zu müssen, greift die/der Mitarbeiter:in immer wieder zum Krankenschein und die Fehlzeiten erhöhen sich massiv.
  • Konflikte
    Zu Beginn setzen sich einige Betroffene noch gegen das Mobbing zur Wehr. Das sorgt oft Unstimmigkeiten innerhalb des Teams.
  • Grüppchenbildung
    Bei Mobbing heißt es oft: Alle gegen Eine:n. Dieses Schema zeichnet sich oft schon im Vorfeld ab, wenn sich innerhalb des Teams klar getrennte Gruppen bilden.

Viele dieser Punkte kannst du als Führungskraft bereits im Vorfeld erkennen, wenn du gut auf die Dynamik in deinem Team achtest, die sozialen Beziehungen der Teammitglieder untereinander kennst und diese Strukturen im täglichen Umgang nicht außer Acht lässt. Denn je besser du dein Team kennst, desto eher fallen dir (negative) Veränderungen auf. Ist das tatsächlich einmal der Fall, dann suche unbedingt das persönliche Gespräch mit den Beteiligten und erkundige dich nach den Ursachen. Womöglich fällt bereits in diesem Stadium der Begriff “Mobbing“ – und das solltest du definitiv ernst nehmen.

Dass ich diesen Appell so oft wiederhole, hat einen guten Grund: Es kommt immer wieder vor, dass einfach nur mit den Augen gerollt wird, wenn jemand ihren/seinen Mut zusammennimmt, um über Mobbingerfahrungen zu sprechen. Gerne fallen in diesem Zusammenhang Sätze wie „Du bist einfach zu empfindlich.“ Oder „Heute ist ja alles gleich Mobbing.“ Das wertet Betroffene ab und verschlimmert den Leidensdruck enorm.

Verhalten bei Mobbing – Was tun als Führungskraft?

Im Idealfall ergreifst du Präventionsmaßnahmen, die so gut fruchten, dass Mobbing in deinem Team gar nicht erst entstehen kann. Ein ergiebiger Nährboden für Mobbing ist zum Beispiel eine fehlerhafte Unternehmensorganisation, die dafür sorgt, dass verschiedene Leute sich ungerecht behandelt fühlen. So entstehen intern Neid, Missgunst und jede Menge Ärger – eine perfekte Brutstätte für Grüppchenbildung, bei der sich all der aufgestaute Frust früher oder später gegen eine:n Einzelne:n entlädt.

Zu den Präventivmaßnahmen gehören aus meiner Sicht auch Team-Building Events. Zum einen haben die Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, sich noch einmal auf einer anderen Ebene kennen zu lernen zum anderen kannst du schneller erkennen, ob ein Teammitglied außen vor ist.

Auch ist es sehr wichtig, deinem Team zu vermitteln, dass du für Sorgen und Probleme stets ein offenes Ohr hast. Deine Mitarbeiter:innen müssen wissen, dass sie dich im Fall der Fälle jederzeit ansprechen können und auch Hilfe erhalten. Kommuniziere auch in komplizierten Situationen stets wertschätzend und achte darauf, dass du für dein Team berechenbar bleibst. Das heißt, dein Team sollte sich darauf verlassen können, dass du auch unter Druck gerecht und durchdacht reagierst. Außerdem ist es wichtig, dass du einmal getätigte Zusagen auch einhältst.

Hast du nun ein Problem mit Mobbing innerhalb deines Teams ausgemacht, solltest du die Vorwürfe der/des Betroffenen unbedingt ernst nehmen und reagieren:

Schritt 1:
Bitte die Beteiligten im ersten Schritt getrennt voneinander zum Vier-Augen-Gespräch. Lass dich dabei nicht vom Wut und Ärger deines Teams anstecken. Verhalte dich neutral und objektiv und bleibe stets lösungsorientiert.

Schritt 2:
Nun ist ein sensibler Punkt erreicht: Ein mögliches Gespräch, für das du beide Parteien an einen Tisch bringst, ist nur dann sinnvoll, wenn die- oder derjenige, von dem das Mobbing ausgeht, auch Einsicht zeigt. Bei diesem zugegeben schwierigen Vorhaben kann die Anwesenheit einer/eines neutralen Mediator:in helfen, Sie/er gestaltet das Verfahren, mit der der Konflikt (hoffentlich) beigelegt wird und sorgt für eine angemessene Kommunikation zwischen allen beteiligten Parteien.

Schritt 3:
Liegt tatsächlich ein Fall von Mobbing vor und zeigt sich die/der Mobber:in nicht einsichtig, kannst du als Führungskraft durchaus Konsequenzen ziehen – zum Beispiel in Form einer Abmahnung oder in besonders schweren Fällen auch durch eine verhaltensbedingte Kündigung. Beachte dabei jedoch unbedingt das Arbeitsrecht, um dir im Nachgang juristische Auseinandersetzungen zu ersparen. Stimme dein Vorgehen am besten im Vorfeld mit einer/einem Arbeitsrechtler:in ab.

Schritt 4:
Bei allen Bemühungen, die/den Mobber:in in die Schranken zu weisen – vergiss auch die/den Betroffene:n nicht! Biete Unterstützung an (sofern erwünscht), die dabei hilft, die schlimmen Erlebnisse zu verarbeiten. Eventuell hilft auch die Versetzung in eine andere Abteilung, in der die Beziehung der Kolleginnen und Kollegen untereinander nicht vorbelastet ist. Das kann einen „Neuanfang“ erleichtern. Und selbst wenn per Definition kein Mobbing vorliegt, ist es wichtig die/den Mitarbeiter:in ernst zu nehmen und herauszuarbeiten, warum sie/er das Gefühl hat, von Mobbing betroffen zu sein. Denn nur, wer sich in ihrem/seinem Team wohlfühlt, arbeitet auch gut.

Tipp: Du kannst viel zum Wohlbefinden deines Teams beitragen. Wie du die Motivation hochhältst und damit für ein produktives und konstruktives Miteinander sorgst, liest du hier: 10 Tipps zur Mitarbeitermotivation, die du sofort umsetzen kannst.

Mobbing am Arbeitsplatz geht alle an

Überall, wo Menschen zusammenarbeiten, entstehen hin und wieder Unstimmigkeiten – das lässt sich nicht vermeiden und kann der Motor für neue Entwicklungen sein. Es kommt allerdings darauf an, diese Konflikte ordentlich beizulegen – und zwar so, dass weder die Beteiligten noch das Betriebsklima leiden. Ich persönlich bin der Meinung, dass eine Führungskraft in diesem Prozess eine wichtige Rolle spielt und gute Einflussmöglichkeiten hat, rechtzeitig gegenzusteuern.

Denn auch, wenn es sich dabei stets um eine Gratwanderung zwischen dem Schutz des Betroffenen und der Wahrung des Betriebsfriedens beziehungsweise dem Schutz vor ungerechtfertigten Vorwürfen handelt: Das Thema Mobbing ist keine Randerscheinung und wirkt sich langfristig negativ auf alle Beteiligten aus: Die Betroffenen, das Team und das gesamte Unternehmen. Und noch einen Schlussgedanken möchte ich dir mit auf den Weg geben. Vor einiger Zeit habe ich in den Unternehmenswerten eines mit der exali AG verbundenen Versicherers einen Satz gelesen, der das Thema gut auf den Punkt bringt: „We love sharp minds – not sharp elbows“.

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