Über wie viele Social Media-Accounts verfügt Ihr Unternehmen? Sind Ihre Mitarbeiter als Botschafter in virtuellen Gemeinschaften unterwegs? Warum sprechen wir überhaupt von einer virtuellen Realität? Welche rechtlichen Stolperfallen warten auf Unternehmen, die „social“ werden wollen? Von heute auf morgen eine Social Media-Strategie im Unternehmen zu implementieren, ist unmöglich. So viele Aspekte gilt es zu beachten, so viele Hürden zu nehmen. Die Möglichkeit, mehr über die aktuelle Gesetzeslage zu erfahren und Social Media-Trends kennenzulernen, bot eine Veranstaltung der Akademie des Deutschen Buchhandels am vergangenen Montag: Der 1. Branchengipfel Social Media und Recht in München.
Auch ich beschäftige mich viel mit diesen Themen. Vor allem, um herauszufinden, welche Risiken damit einhergehen, die es in Zukunft abzusichern gilt. Deshalb hat exali.de-Redakteurin Nele Totzke den Branchengipfel besucht, um mir und Euch davon zu berichten.
Umgeben von Printprodukten über Problemfelder der digitalen Welt zu diskutieren: Die Bibliothek im Literaturhaus München bot der Tagung mit dem Titel „Social? Aber (rechts-)sicher! Juristische Rahmenbedingungen für Social Media im Unternehmen“ eine stilvolle Kulisse. Auch die überschaubare Teilnehmerzahl – 30 Juristen, CEOs, Kommunikations- und Marketingverantwortliche – verstärkte den exklusiven Charakter der Veranstaltung.
Die Stimmung war von Beginn an konzentriert und die anfangs zögerliche Beteiligung steigerte sich rasch, als klar wurde, dass keines der anwesenden Unternehmen viel Social Media-Expertise mitbrachte. Die Möglichkeit, sich mit hochkarätigen Experten austauschen zu können, wurde von vielen Teilnehmern ausgiebig zur Klärung brennender Fragen genutzt.
Die Moderation wurde von dem bekannten Blogger und Journalisten Richard Gutjahr übernommen. Passend zum Thema war er über Facebook angefragt worden. „Einen Google-Manager neben eine Datenschutzbeauftragte und einen bayerischen Verfassungsrichter zu setzen und sie gemeinsam diskutieren zu lassen, ist ein Erlebnis. Diese Kombi birgt juristischen, politischen und journalistischen Sprengstoff“, begründete er den Wert der Tagung für ihn persönlich.
Die Massenmedien beschrieb der Moderator als „Laune der Geschichte“ und machte darauf aufmerksam, dass es früher bereits Foren mit Gelegenheit zu öffentlichen Diskussionen und direktem Feedback gab – eine Form von Kommunikation und Information, die mit den sozialen Medien zurückkehrt. Was aber interessiert die Generation der Smartphone-User?
Das herauszufinden ist unter anderem Aufgabe von Jörg Blumtritt und seinem Unternehmen Datarella. Mit seinen Kollegen betreibt er dort moderne Marktforschung: Mithilfe großer Mengen von Daten erforschen sie das Verhalten von Menschen.
Auf unterhaltsame Weise brachte der Datenspezialist den Anwesenden den Trend des Quantified Self näher. Es handelt sich dabei um die digitale Aufzeichnung von „Selbst-Tracking“-Daten, sodass der Nutzer von Tracking-Apps einen Überblick über das eigene Verhalten bekommt. „Das geht soweit, dass Sie schon wissen, wie Ihre Kollegen geschlafen haben, bevor Sie sie im Büro begrüßen“, fasste Blumtritt diese Entwicklung zusammen. Das ganze Leben könne so „versocialt“ werden, schließlich könnten die Daten jederzeit mit Jedem geteilt werden.
Wie Unternehmen den Einstieg in die Social-Welt schaffen, zeigte Annabelle Atchinson, die bis 2013 die Social Media-Aktivitäten von Microsoft Deutschland aufbaute und betreute und inzwischen als Director bei 33 Digital (Hotwire PR) tätig ist. Sie betonte die Problematik, dass in Unternehmen häufig zwar der Wunsch vorhanden sei, in sozialen Medien aktiv zu werden, die interne Kultur dies aber massiv behindere. Denn „social“ bedeute ja gerade, dass sich möglichst viele Mitarbeiter beteiligen sollen und nicht ein einziger Verantwortlicher. Den Mitarbeitern dürften dafür aber keine Regeln auferlegt werden – stattdessen müsse es Richtlinien zum Umgang mit Social Media geben, um Unsicherheit zu nehmen.
Auch Vorträge zu rechtlichen Aspekten der Social Media-Arbeit kamen nicht zu kurz. Gut so, denn für viele Teilnehmer war dies der Grund ihrer Anmeldung zum Branchengipfel. So gab einer der Vertreter des Wort&Bild Verlags an, eine sichere Grundlage zur Umsetzung der Social Media-Strategie schaffen zu wollen. Dr. Jan Christian Seevogel, Rechtsanwalt in der Kanzlei Lausen in München, machte klar, dass „das Recht der realen Welt auch in der virtuellen Welt“ gelte. Social Media verbinde Menschen und dadurch entstünden auch rechtliche Verbindungen, die es zu beachten gelte.
Dr. Florian Sperling, Kanzlei-Kollege von Herrn Seevogel, gab zu späterer Stunde einen Überblick über Social Media im Arbeitsverhältnis und ging dabei besonders auf die immer häufigere Praxis des „Bewerbercheck“ in Social Networks sowie Kündigungen aufgrund einer Pflichtverletzung auf Facebook ein.
Ein Highlight der Veranstaltung war sicherlich die Expertendiskussion, geleitet von Richard Gutjahr. Dass das Thema Datenschutz durchaus Potential hat die Gemüter zu erregen, zeigten die teils sehr leidenschaftlichen Redebeiträge der Beteiligten. Bei einem waren sich aber Alle einig: Um einen Super-Datengau zu verhindern, müssen wir uns schon jetzt Gedanken darüber machen, welche Sicherheitsarchitektur wir benötigen. Unternehmen, die strenge Datenschutzrichtlinien implementieren, werden nach Meinung der Experten langfristig einen Wettbewerbsvorteil haben.
Die Erkenntnisse des Tages wurden schließlich von Herrn Gutjahr und Herrn Seevogel auf den Punkt gebracht: Jeder sollte Social Media im Unternehmen einsetzen dürfen und können. Zwar lauern einige Fallstricke, die nach einer Eingewöhnungsphase der Mitarbeiter jedoch keine größeren Probleme verursachen dürften. Unternehmen, die den Einsatz von Social Media ablehnen, verschlafen nach Meinung des Rechtsexperten „ungeheure Möglichkeiten“.
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