Hintergründe

Typische Beispiele für Vermögensschäden in den „neuen Berufen“

Teil 3 von 3 aus der Serie „Existenzgründung“

Mit welchen Haftungsrisiken Existenzgründer im Einzelnen konfrontiert werden können, möchte ich nachstehend kurz aufführen. Neben den klassischen Personen- und Sachschadenrisiken, welche weitgehend bekannt sein dürften und durchaus plakativ sind, möchte ich in meiner Übersicht auf die „abstrakteren“, branchenspezifischen Vermögensschadenrisiken eingehen.

Kurz vorweg: Die Einteilung der Risiken für die Branchen IT, Medien und Consulting ist nicht als feste Abgrenzung zu verstehen. Sicherlich gibt es je nach geschäftlicher Ausrichtung vielfache Überschneidungen bzw. ein „Portfolio“ von Risiken aus allen drei Bereichen.

1. Haftungsrisiken von IT-Freelancern und IT-Dienstleistern

In der IT- und TK-Branche entstehen Vermögensschäden häufig durch

  • fehlerhafte Programmierung, IT Beratung oder Schulung
  • fehlgeschlagene Installation (z.B. Implementierungs- und Integrationsschäden) durch hergestellte oder gelieferte Software
  • nicht ausreichend erprobte Produkte und Leistungen
  • Tätigkeiten im Web-Hosting und Internet-Providing
  • fehlerhafte Datenerfassung, Datenverarbeitung, -bearbeitung und -speicherung
  • schlecht- oder nicht vollständig ausgeführte Aufträge (so genannte Erfüllungsfolgeschäden)
  • Abweichen von der vereinbarten Beschaffenheit oder Spezifikation von Lieferungen und Leistungen
  • verspätete Lieferung oder Leistung (Leistungsverzögerung)
  • die Verletzung von Urheberrechten, Lizenzrechten oder von Datenschutzgesetzen
  • mangelhafte Ausführungen von Subunternehmern
  • fahrlässige Übermittlung z.B. von Viren, Würmer, Trojaner

2. Haftungsrisiken in kreativen Medienberufen (Web und Print)

Neben den unter Punkt 1 bereits genannten Risiken sind für die Medienbranche (Grafik, Webdesign, Online-Marketing, Social Media Marketing) typische Vermögensschäden:

  • Fehler in der Druckvorstufe (z.B. Layoutfehler)
  • Programmierfehler bei CMS-Anpasssung
  • Leistungsverzögerung z.B. bei der Erstellung eines Webshops
  • Urheberrechtsverletzungen
  • Lizenzrechtsverletzungen
  • Wettbewerbsrechtsverletzungen
  • Markenrechts- und Namensrechtsverletzungen
  • Persönlichkeitsrechtsverletzungen
  • Schäden durch Datenlöschung (z.B. von Kundendaten)
  • Schäden durch Weitergabe virenbehafteter Dateien
  • mangelhafte Ausführung von freien Mitarbeiter oder Subunternehmern

3. Haftungsrisiken von Consultants und Unternehmensberatern

Neben den unter Punkt 1 und 2 bereits genannten Gefahren resultieren bei externen Beratern und Beratungsunternehmen Schadensersatzforderungen durch Vermögensschäden häufig aus der Verletzung von Mitteilungs-, Aufklärungs- und Beratungspflichten wie zum Beispiel durch

  • fehlerhafte Einschätzung des Marktpotenzials
  • Propagieren untauglicher Werbe- und Absatzmethoden
  • Missachtung arbeitsrechtlicher Vorgaben
  • fehlerhafter Liquiditätsplanung, die zu einem Finanzierungsengpass führt
  • Fehler in der Berechnung des Unternehmenswertes (Stichwort M&A)
  • falsche Kostenermittlung oder Organisationsstraffungsmaßnahmen
  • fehlerhafte Einschätzungen von Ressourcenpotentialen

Zur Absicherung möglicher finanzieller Risiken aus Rechtsstreitigkeiten verweise ich auf meinen Blogbeitrag „Rechtsschutzversicherung: Was versichert ist und was nicht“.

Fazit: Versicherungsangebot mit „Schubladendenken“ vermeiden

Die vorgenannten Beispiele zeigen, dass es viele sehr spezifische Risiken gibt, die in „traditionellen“ Berufen wie z.B. im Handwerk bisher keine oder nur eine sehr untergeordnete Bedeutung hatten. Branchenspezifische Berufshaftpflichtverträge sind daher unerlässlich.

Wie bereits erwähnt, ist eine eindeutige Zuordnung der Risiken zu einer Berufsgruppe nicht möglich. Es kann durchaus viele Überschneidungen geben. Zum Beispiel wird jeder Webdesigner auch mehr oder weniger intensiv Programmierleistungen – mit daraus möglichen Schadenpotentialen – erbringen. Deshalb sollte bei Auswahl der Versicherung darauf geachtet werden, dass diese „nicht in Schubladen denkt“. Denn um gefährliche Versicherungslücken zu vermeiden, müssen überschneidende Tätigkeitsbereiche mitversichert sein.

Teilen

Neueste Beiträge

Sabbatical: So planst du als Selbständiger oder Freelancer deine Auszeit

Du denkst an ein Sabbatical, aber weißt nicht, wie du das Ganze angehen sollst? exali-Gründer…

18. April 2024

Entscheidungen treffen: So gelingt dir im Business die richtige Wahl

Entscheidungen zu treffen ist nicht leicht, besonders wenn es ums Business geht. Im Blog teilt…

21. März 2024

Preise kommunizieren als Freelancer: Dein Angebot ist es wert!

Wenn deine Kundschaft deine Preise infrage stellt, kommt es auf die richtige Reaktion an. Wie…

15. Februar 2024

Jahresplanung für Freelancer: So wird 2024 dein Jahr

Welche Ziele soll ich mir für 2024 setzen? Was bringt mein Business voran? Antworten auf…

4. Januar 2024

Finanzielle Bildung für Freelancer:innen: Deshalb ist sie so wichtig

Was bedeutet finanzielle Bildung und wieso ist sie für Freelancer:innen und Selbständige wichtig? exali-Gründer Ralph…

23. November 2023

7 kognitive Verzerrungen, die Freelancer:innen kennen sollten

Die Nutzung von kognitiven Verzerrungen fürs eigene Business kommt aus dem Neuromarketing. Im Blog zeigt…

16. November 2023