Sein eigener Herr zu sein klingt zwar grundsätzlich toll, ist in der Praxis aber sicherlich um Einiges schwieriger, als anfangs gedacht (das kann ich aus eigener Erfahrung definitiv bestätigen). Vor Gründung einer selbstständigen Existenz, währenddessen und natürlich auch danach, lauern so einige Stolperfallen auf Freelancer & Co. Aller Anfang ist schwer und speziell die Kreativwirtschaft / das New Media Business machen das Existenzgründen nicht unbedingt leichter – im Gegenteil. Denn auch, wer seiner Leidenschaft Kreativität mit Leib und Seele nachgehen will (und natürlich beruflich auf selbständigen Beinen), darf die essentiellen Grundzüge einer Existenzgründung nicht unterschätzen.
Produktdesignerin, Uni-Dozentin und Erfolgsautorin Sophia Muckle zeigt, wie es (leichter) geht – nach dem Motto: „Unabhängig, eigenverantwortlich, selbstständig“. Ihr Ratgeber „Parcours – Existenzgründung für Designer“ ist aus realen Problemstellungen entstanden und somit auf Herz und Nieren geprüft. Ihr Buch zu lesen ist das reinste Erlebnis. Warum, erfahrt Ihr im Fundstück der Woche.
Das Einmaleins des Existenzgründens
Designexpertin Sophia Muckle bietet mit ihrem Buch einen Rundumschlag für alle Existenzgründer im Design-Bereich. Alltägliche Dinge wie Akquise, Auftragskalkulationen, Buchhaltung, Rechtskonform agieren, Steuern zahlen, Versicherungen abschließen usw. bergen vor allem am Anfang viele Stolpersteine – und genau diesen Tücken kommt die Autorin auf die Schliche.
Mit Checklisten demonstriert sie anschaulich die Aspekte des Selbständigseins von Kreativen. Unter Anderem:
- Was bin ich: Freiberufler oder Gewerbetreibender? Wichtige Definitionen als Erstes klären.
- Worauf muss ich achten: Tipps von Einkommensgrenzen bis hin zu Arbeitslosengeld.
- Was brauche ich: Infos zu Steuernummer, Künstlersozialkasse & Co.
- Was bin ich wert: Den eigenen Stundenlohn korrekt und nachvollziehbar kalkulieren.
- Wie kann ich mich gegen was absichern: Sowohl eine gute Absicherung, als auch Gründerzuschüsse sind das A&O einer Existenzgründung.
Mir ist natürlich positiv aufgefallen, dass auch das Thema Berufshaftpflicht für Kreative nicht vergessen wurde. Leider ist das Kapitel recht kurz und allgemein gehalten – aber dafür gibt´s ja hier auf dem RGBlog genug Infos :).
Tipps & Tricks machen das Existenzgründen (noch) schöner
Was mir sehr gut gefällt – und das Praxiswerk „außergewöhnlich“ macht: Die Autorin peppt den Ratgeber mit kleinen aber feinen Gimmicks optisch sowie inhaltlich auf. Dies wird bereits beim Aufschlagen des Ratgebers ersichtlich: Gleich am Anfang wird der Hinweis gegeben, dass dieses Buch steuerlich absetzbar ist. Genialer Tipp. 🙂 Und echter Informations-Mehrwert, der sich kontinuierlich durch das Werk zieht. Fast auf jeder Seite finden sich solche hilfreiche Hinweise, in der Art von kleinen Infoboxen.
Besonders praktisch sind ihre Querverweise: Auf jeder Seite werden die relevanten Kapitel und die dazugehörigen Seitenzahlen genannt – das spart sehr viel Zeit und mühevolles Blättern.
Für noch mehr Übersicht liegt dem Buch eine Art Mindmap der Existenzgründung bei, das alle Irrungen und Wirrung aufzeigt. Also ab damit an die Wand, denn das Mindmap ist nicht nur richtig informativ, sondern auch grafisch wirklich toll aufbereitet.
Weiteres Plus: Die Autorin kombiniert ihr eigenes Wissen mit Erfahrungsberichten anderer Kreativschaffender – und bietet dadurch einen weitreichenden Rundumblick auf die Thematik. Die persönlichen Erfahrungen liefern einen ehrlichen Einblick in die Praxis und zeigen deutlich, dass nicht immer alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ sein kann. Jedoch gibt es bei jedem Problem auch die eine oder andere Lösung, wie Muckle deutlich macht. Ausgeklügelt von einer Designerin für Designer.
Glossar: Fachchinesisch verständlich gemacht
Damit Begriffe wie Vertraulichkeitsvermerk, Statusfeststellungsverfahren, Afa-Liste, Neuheitsschonfist, KSK, Progressionsvorbehalt uvm. nicht länger für große Fragezeichen sorgen, bietet die Expertin am Ende ihres Ratgebers ein übersichtliches und hilfreiches Glossar für alle Fragen rund um das Selbständigsein als Designer bzw. Kreativer. Ein gelungener Abschluss für einen gelungenen modernen Ratgeber.
Über Autorin Sophia Muckle
Die studierte Produktdesignerin kommt ursprünglich aus Freiburg und geht aktuell einem Lehrauftrag an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach nach. Für Ihre Diplomarbeit hat sie 2005 den Braun-Feldweg-Förderpreis für designkritische Texte gewonnen.
Ihr aktuelles Werk ist aus einem studentischen Projekt entstanden, um den Studenten Tipps & Tricks zur Selbständigkeit mit an die Hand zu geben. „Parcours. Existenzgründung für Designer“ ist bereits in der dritten Auflage erschienen. Noch ist die Homepage von Sophia Muckle im Aufbau, was sich aber bestimmt bald ändern wird.