Seit Corona ist das Arbeitsleben nicht mehr dasselbe. Auch in meinem Unternehmen exali arbeiten viele Mitarbeiter im Homeoffice. Als ich zuletzt gefragt habe, wie die Arbeit dort so funktioniert, erzählte mir Content-Managerin Kathrin, dass sie ihre Produktivität damit steigert, indem sie sich von Fremden beim Arbeiten beobachten lässt. Das musste ich mir dann doch genauer erklären lassen…
Und stelle dir heute dieses und weitere ungewöhnliche Tools für mehr Produktivität vor…
Die App, die Kathrin verwendet, heißt Focusmate. Schiebst du manche Aufgaben vor dir her oder schweifst du bei der Arbeit leicht ab? Hast du Schwierigkeiten, dich lange auf eine Sache zu konzentrieren? Dann kann dir Focusmate vielleicht helfen. Das englischsprachige Portal ist an sich nicht mehr als ein Onlinekalender mit Videochateinbindung, bei dem sich zwei Menschen für 50-minütige, parallele Arbeitssessions über die Webcam verabreden können. Drei Meetings pro Woche sind kostenlos, für fünf Euro im Monat kannst du so viele Sessions buchen wie du willst. Zwar gibt es das Tool schon einige Jahre, aber seit Corona boomt das Geschäft.
Als ich Kathrin genauer nach ihren Erfahrungen mit dem Tool frage, erzählt sie mir von zwei ihrer Arbeitsverabredungen.
Für die erste Session war sie mit Scott verabredet. Einem Lehrer aus Minnesota, der sich in den frühen Morgenstunden zum Korrigieren motivieren will. Bei Kathrin ist es mitten am Tag, immerhin arbeitet sie ja in einer anderen Zeitzone. Sie will an einem Artikel für die News & Stories von exali arbeiten. Die kurze Unterhaltung zu Beginn ist auf Englisch, dann legen beide los. Manche User vereinbaren, dass sie ermahnt werden wollen, falls sie aufs Handy sehen, aber bei dieser Session ist das nicht nötig. Beide fangen direkt an zu arbeiten. Jedes Mal, wenn Kathrin nach Scott sieht, ist er gleichermaßen konzentriert und müde. Also verliert sie auch keine Zeit und macht direkt weiter und kommt in einen Flow, also einen Zustand besonders tiefer Konzentration. In den 50 Minuten schauen beide nur einmal gleichzeitig auf den Bildschirm, müssen lächeln und zeigen einen Daumen nach oben in die Kamera. Nach der Session erzählt Scott, dass er drei Arbeiten geschafft hat, Kathrin freut sich über zwei fertige Absätze ihres Artikels.
Die zweite Session läuft nicht ganz so erfolgreich. Zur gebuchten Uhrzeit ist Kathrin im Videocall, aber der Coworker taucht nicht auf. Nach ein paar Minuten hat sie die Wahl zu warten oder sich neu zuteilen zu lassen. Da Kathrin aber schon wieder arbeitet, hätte Sie diese Info fast übersehen. Sie entscheidet sich schließlich für einen neuen Kandidaten und landet bei Razan, einer Studentin aus Kasachstan, die gerade eine Excel Fortbildung macht. Da die Session von vorhin schon läuft, ist diese Sitzung nur noch circa 40 Minuten lang. Damit Kathrin nachvollziehen kann, das Razan arbeitet, möchte diese ihren Bildschirm teilen. Kathrin hat nichts dagegen, teilt ihren allerdings nicht. Nach Ablauf der kurzen Session bedanken sich die zwei beieinander. Für die Studentin war die Zeit ein voller Erfolg. Kathrin hat zwar auch einen guten Fortschritt erzielt, aber erst, nachdem sie den geteilten Bildschirm von Razan ausgeblendet hatte. Denn im Gegensatz zum konzentrierten Gesicht von Scott hatten die sich öffnenden und schließenden Fenster keine positive Auswirkung auf Kathrins Konzentration.
Wenn du Focusmate oder andere Tools bei der Arbeit nutzt, musst du immer den Datenschutz im Blick behalten. Teile daher niemals deinen Bildschirm, um sicherzustellen, dass dein Focusmate nichts sieht, was er nicht sehen soll (zum Beispiel Daten deiner Auftraggeber).
Mit einem geteilten Bildschirm riskierst du außerdem, dass der Coworker über ein Popup oder eine Notification an die Kontaktdaten deiner Kunden oder Geschäftspartnern gerät, falls diese gerade Kontakt mit dir aufnehmen. Ein klarer Verstoß gegen die Datenschutzgesetze wie die DSGVO.
Beachte bei der Arbeit mit deinem Focusmate aber auch weitere Datenschutzregeln: Falls du angerufen wirst, stell dein Mikrofon bei Focusmate auf stumm und dreh dich von der Kamera weg, damit dein Coworker keine Interna mithören oder ablesen kann. Verrate nicht, für wen oder woran du arbeitest. Bleib also auch bewusst vage, wenn du zu Beginn der Session mit deinem Partner die Ziele besprichst: Etwa „Ich möchte zwei Designvorschläge erstellen“, nicht aber „Ich möchte zwei Entwürfe für das Logo von Firma X machen“.
Wer sich auf das Coworking via Webcam einlässt, stimmt übrigens zu, dort weder Flirt- noch Recruitingversuche zu unternehmen. Wer sich nicht daran hält, kann schnell und einfach gemeldet werden. So bleibt die Plattform produktiv. Abgesehen von diesen Nutzungsbedingungen gibt es auch noch ein paar Verhaltensregeln:
Hier noch ein paar Praxistipps von Kathrin:
Hast du keine Webcam oder schlicht keine Lust, dich bei der Arbeit beobachten zu lassen? Hier habe ich noch ein paar andere Tools und Tipps, die deine Produktivität im Homeoffice steigern können:
Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Arbeit und frohes Schaffen!
Weitere interessante Artikel:
Du denkst an ein Sabbatical, aber weißt nicht, wie du das Ganze angehen sollst? exali-Gründer…
Entscheidungen zu treffen ist nicht leicht, besonders wenn es ums Business geht. Im Blog teilt…
Wenn deine Kundschaft deine Preise infrage stellt, kommt es auf die richtige Reaktion an. Wie…
Welche Ziele soll ich mir für 2024 setzen? Was bringt mein Business voran? Antworten auf…
Was bedeutet finanzielle Bildung und wieso ist sie für Freelancer:innen und Selbständige wichtig? exali-Gründer Ralph…
Die Nutzung von kognitiven Verzerrungen fürs eigene Business kommt aus dem Neuromarketing. Im Blog zeigt…