Gründer und Start-ups haben es während Corona nicht leicht. Aber schon in der Finanzkrise 2008 habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese auch die ersten sind, die hinterher direkt wieder durchstarten. Gerade potenzielle Gründerinnen werden von dieser Aufbruchsstimmung allerdings wenig spüren. Denn laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) aus 2019 waren an lediglich 10 Prozent der Gründungen Frauen beteiligt. Betrachtet man Gründungen, die ausschließlich von Frauen unternommen wurden, sinkt die Zahl auf lediglich vier Prozent. Ich bin der Meinung, dass muss sich dringend ändern.
Wir können uns nicht bis ins Jahr 2139 gedulden
Tatsächlich wagen auch immer mehr Frauen den Schritt in die Selbständigkeit. Denkt man das Wachstum allerdings konsequent weiter, würde es laut der Studie bis ins Jahr 2139 dauern, bis das Verhältnis von weiblichen zu männlichen Gründern ausgewogen ist. Weitere 118 Jahre bis die Diversität bei den Selbständigen angekommen ist. Solange können wir unmöglich warten. Aber warum wagen überhaupt so wenige Frauen den Sprung in die Selbständigkeit?
Gründerinnen bekommen bis zu 25 Prozent weniger Kapital von Großinvestoren
Die einfache Antwort ist: Weil sie weniger Chancen bekommen als männliche Gründer. Gerade bei der Finanzierung ziehen Gründer:innen für gewöhnlich den Kürzeren. Die Studie spricht von ganzen 25 Prozent, die Frauen in der ersten Finanzierungsrunde weniger bekommen. In weiteren Runden setzt sich die Ungerechtigkeit fort. Und das, obwohl Start-ups in weiblicher Hand oft doppelt so viel aus dem eingesetzten Kapital machen wie ihre männlichen Kollegen. Das ergab eine Studie der BCG aus 2018.
Vorurteile: Männer können sich leichter in Männer hineinversetzen
Da es also nicht an den Erfolgsaussichten weiblicher Start-ups liegen kann und ich davon ausgehe, dass Frauen genauso erfolgreich pitchen wie Männer, muss es wohl an Vorurteilen liegen. Sieht man sich an, wer das Kapital vergibt, wundere ich mich schon ein kleines bisschen weniger. Unter den Großinvestor:innen finden sich kaum Frauen und männliche Investoren können sich oft besser mit männlichen Gründern identifizieren.
Von Diversität profitieren am Ende alle
Bleiben Frauen weiterhin so unterrepräsentiert, verpassen wir einige visionäre Ideen und wachsen langsamer als wir müssten. Wir können es uns schlicht nicht leisten, auf die Hälfte aller innovativen Ideen zu verzichten. Klar, als weißer Mann mittleren Alters bin ich auch nicht gerade das beste Beispiel, aber zumindest kann ich – wie es viele meiner männlichen Kollegen auch machen – mich für das Thema einsetzen. Lasst euch bitte nicht entmutigen, auch wenn euch mehr Hürden als Chancen begegnen. Und berichtet darüber, wenn euch Ungerechtigkeiten auffallen, dann ändert sich hoffentlich bald etwas…
Hier noch ein Surf-Tipp: Das Gründerlexikon hat eine Liste wichtiger Netzwerke und Vereine für Gründerinnen erstellt, die Frauen den Schritt in die Selbständigkeit erleichtern wollen, schaut dort gerne mal vorbei.
Und ein TV-Tipp: Create F – The Female Founders Show steht in den Startlöchern. Das Format will Frauen das nötige Handwerkszeug für die Gründung vermitteln und stellt ihnen Businessangels, Medienpsycholog:innen und andere Expert:innen zur Seite. Bewerbungen mit einem bis zu 3-minütigen Pitch-Video können noch bis 15. April eingereicht werden. Keine Ahnung wie man pitcht? Dann hilft dir mein Artikel „Pitch perfect“ vielleicht weiter.
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