Im Business Bereich wird – hoffentlich – penibel auf Datenschutz geachtet. Newsletter und Websites werden dahin gehend optimiert, AGBs unter Rechtsbeistand mühevoll ausgearbeitet. Das ist alles weitgehend selbstverständlich und auch gut so. Soweit kann auch ich das alles unterschreiben. Doch im Gegensatz dazu gehen viele mit ihren Profilen im Social Web viel sorgloser um. Profil- oder Privatsphäreeinstellungen werden nicht beachtet, persönliche Daten preisgegeben und weitgehende Nutzungsrechte an Bildern eingeräumt. Und schon sind die kühnsten Science-Fiktion-Vorstellungen vom „gläsernen Menschen“ durch das WWW Realität. Bitte versteht mich nicht falsch: Jeder darf und kann letztendlich machen, was er möchte und auch ich bin kein Befürworter einer Überregulierung. Dennoch lassen sich bei diesem rasenden Fortschritt die Folgen nicht abschätzen. Es gilt, sich kritisch mit dem Thema auseinander zu setzen und präventiv gegen etwaige Risiken vorzugehen…
Mit diesen Risiken und Nebenwirkungen von Social Media beschäftigt sich auch Simone Janson in ihrem Buch: „Nackt im Netz“. Mein Fundstück der Woche.
„Was Nutzer wollen und was Datenschützer für richtig halten sind oft zwei Paar Schuhe“
Die Kolumnistin für „Die Welt“ hat ihr Cover von „Nackt im Netz“ mit einem Nackthund bestückt und stellt damit bereits ihren Humor unter Beweis. 🙂 In ihrem Werk beschreibt sie den Sinn und Unsinn sozialer Netzwerke: Spricht über den Gruppenzwang des Social Web und vergleicht u.a. „Social-Media-Muffel“ mit „Web.-2.0-Euphoriker“.
Auch für Einsteiger ohne Grundkenntnisse in puncto Social Media eine spannende Lesekost. Dafür sorgt nicht zuletzt der kurze und packende Blog-Stil von Simone Janson. Gespickt mit vielen Beispielen und Tipps aus der Praxis bringt sie dem Leser das Thema „Nackt im Netz“ näher.
Der heimliche Hauptteil des Buches ist für mich das letzte Kapitel. In„Datenschutz und Datenhysterie: Identität im Netz, Ängste und Sicherheit“ geht es darum, inwieweit sich die eigene Identität im Zusammenhang mit Social Media schützen lässt – denn, viele wissen nicht wirklich, was sie im Netz eigentlich tun (und preisgeben). Was ich besonders finde: Dabei wählt die Autorin ausgewogene Argumente und lässt so jede Seite für sich sprechen.
Testurteil für soziale Netzwerke: Mehr als mangelhaft
2010 machte die Stiftung Warentest ihre Mitarbeiter zu Hackern in guter Absicht. Zehn soziale Netzwerke wurden getestet, wobei nur sechs von ihnen ihre Erlaubnis dazu gaben: Xing, Facebook, LinkedIn und MySpace sahen davon ab.
Die Ergebnisse sind erschreckend, kein Social Network erhält Bestnoten. Deutliche Mängel wiesen die folgenden Plattformen auf: Xing, Lokalisten, Wer-kennt-wen, Facebook, LinkedIn, MySpace. Gerade die Netzwerke aus den USA zeigten Intransparenz und problematische Geschäftsbedingungen, so Simone Janson.
Die Datenschutz-Checkliste für Social Networks
Doch was tun? Einfach die Finger vom Social Web lassen? Oftmals keine Alternative, wenn man wie ich im Business darauf angewiesen ist. Prävention ist also auch hier das richtige Stichwort. Dazu gibt die Autorin eine ausführliche Checkliste zum Datenschutz mit an die Hand:
- Erst nachdenken, dann im WWW aktiv werden: „Nichts posten, was man nicht auch groß auf eine Mauer schreiben würde“
- Immer auf die Profil- und Privatsphäreneinstellungen achten (nur Freunden Zugang verschaffen)
- Nur notwendige Daten eintragen (gut überlegen, welche Daten öffentlich gemacht werden können)
- Gerne Pseudonyme nutzen (bei Google+ und Facebook darauf achten, dass es nicht weiter auffällt, sonst droht die Sperrung des Profils)
- Prüfen ob die Profile in Suchmaschinen auffindbar sind (das lässt sich teilweise ausstellen)
- Sowieso klar: Vorsicht bei Zahlungsinformationen (Bankdaten nur angeben wenn unbedingt nötig)
- Mit Standort-Daten vorsichtig umgehen (um es Einbrechern nicht ganz so leicht zu machen)
- Achtung Urheberrecht: Keine Bilder oder Videos von Anderen ohne deren Erlaubnis veröffentlichen
- Sich bewusst sein, dass Bilder immer informative Metadaten wie Datum, Uhrzeit, Standort mitliefern
- Niemals auf einen Anbieter verlassen (Daten verteilen und sichern)
- Einfach mal NEIN sagen: Nicht jeder Kontakt muss angenommen werden
- Achtung auch bei Drittbieter-Anwendungen und Handy-Apps
Über Simone Janson
Kolumnistin, Beraterin, Referentin, Dozentin, Koordinatorin, Autorin – die Liste der Kompetenzen von Simone Janson ist schier unendlich. Außerdem ist Simone Janson Gründerin & Chef-Redakteurin von Berufebilder – einem DER Karriere-Blogs Deutschlands, den sie in Zusammenarbeit mit 100 Autoren hegt und pflegt.