Schweiß rinnt über seine Stirn, die Finger mit dreckigen Nägeln gleiten über die Computertastatur. Die Augen sind nur noch ein schmaler Schlitz. Er presst den Mund zusammen, sein Atem wird schneller – ein Stöhnen, die Hand streichelt verkrampft über den Bildschirm. Und es sind meine Facebook-Fotos, die diese Reaktion bei dem unheimlichen Kerl auslösen. Dieser Mann im versifften Unterhemd, bei dem auf den ersten Blick klar ist: Wenn er vorbei kommt, dann nicht um mit mir gemütlichen einen Kaffee zu trinken
Die interaktive Anwendung „Take this Lollipop“ macht Euch zum Opfer im eigenen Horrorfilm – indem sie zeigt, was passieren könnte, wenn private Daten in die falschen Hände gelangen. Es ist eine „Facebook Connect Experience“, bei der es mir kalt den Rücken heruntergelaufen ist. Mein Fundstück der Woche.
Statusmeldungen, Fotos mit den Freunden, der Familie, ja, sogar das Bild mit dem kleinen Neffen – sie alle hat der unheimliche Stalker im Visier! Take this Lollipop nutzt geschickt die Facebook-API, um die User darauf aufmerksam zu machen, vorsichtig mit persönlichen Informationen zu sein, die sie online zugänglich machen.
Indem die eigenen (privaten) Daten in einem ungewohnten, düsteren und unangenehmen Umfeld gezeigt werden, spielt die Anwendung so gekonnt mit unseren größten Ängsten.
Eine emotionale Wirkung, die ankommt: Rund 300.000 Menschen sollen den „Social Movie“ bereits am ersten Tag seines Erscheinens gesehen habe – wie ein Lauffeuer verbreitet sich die App in den sozialen Netzen.
Und ich muss sagen: Auch bei mir hat der „Horrortrip“ bewirkt, dass ich meine Privatsphäreeinstellungen nochmals genau unter die Lupe genommen habe.
Denn am Ende setzt sich der „Stalker“ in sein Auto, das eigene Konterfei pinnt am Armaturenbrett. Am Wohnort angekommen steigt er aus, mit einem Messer in der Hand – und die eigene Zeit läuft….
Übrigens: Hinter dem Social Movie steckt der Filmemacher Jason Zada. Mit seinem Namen sind bereits diverse Viralkampagnen, Musikvideos und Spots verbunden (unter anderem für Ray Ban, Nike, Dell, Adidas).
Die Idee zu dem gruseligen Filmtrip hatte Zada weniger aus einem „aufklärerischen“ als aus persönlich-witzigem Bedürfnis heraus: Weil er Halloween liebt, erklärte er gegenüber der laut New York Times.
Vorsicht: Um den Horrorfilm mit Euch in der Hauptrolle zu starten, muss der App Zugang zum persönlichen Facebook-Account gewährt werden: Die Möglichkeit an die Pinnwand zu posten, Zugang zu den Beiträgen in den News sowie Zugang zu den benutzerdefinierten Freundeslisten.
Etwas paradox ist das schon – weil der Film ja auch dazu aufrütteln soll, sich über den Umgang mit den persönlichen Daten bewusst zu werden.
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